Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1933, Qupperneq 31
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og yrkir á sól til saka.
Heiðrekur konungur
hyggöu að gátu.
»Wer ist der Grosse, der uber die Erde geht, er verschlingt
Seen und Siimpfe; Wind fiirchtet er, doch nicht die Menschen
und macht der Sonne ihre Herrschaft streitig. König Heið-
rekur, denke nach iiber das Ratsel*.
Heiðrekur antwortet:
Góð er gáta þín
Gesfumblindi
getið er þeirrar.
Það er myrkvi, fyrir honum sjer eigi sæ, en hann hverfur
þegar, er vindur kemur, og megu menn eigi að honum gera,
hann drepur skini sólar.
»Gut ist dein Ratsel, Gestumblindi, es ist erraten. Es ist
die Finsternis, ihretwegen sieht man nicht das Meer, doch
sie verschwindet, wenn der Wind kommt, und Menschen kön-
nen ihr nichts anhaben, sie wirkt vernichtend auf den Schein
der Sonne«.
Wenn hiermit die Sonnenfinsternis gemeint ist, glaubte man
damals also, dass sie vor dem Winde verschwinde. Nach einer
anderen Version bedeutet »myrkvi« hier Nebel = mjörkvi1).
Was ausserdem zu den Finsternissen bemerkt wird, deutet
in einem recht geringen Grade auf Aberglauben hin. Jedoch
bildet die Mondfinsternis von 1211 eine Ausnahme insofern,
als sie als eine Art Vorbofe auf den Tod des Bischofs Páll
betrachtet wird. (Jnentschieden bleibt die Frage, ob das fiir
das Jahr 1312 verzeichnete grosse Sterben der Menschen
die Folge vulkanischer Ausbriiche war, die diese Verfinste-
rung der Sonne verursachten, oder ob umgekehrt diese Son-
nenfinsternis als Vorzeichen einer spáter einsetzenden auf-
fállig hohen Sterblichkeit gewertet wurde. Im Anfang des 17.
Jahrhunderts aber kommt der Aberglaube deutlich zum Aus-
druck. Die Sonnenfinsternis von 1601 ist der Vorbote fiir schwere
Zeiten, die iiber das Volk kamen, und die Mondfinsternis von
1630 ist ein »Pestilenzzeichen«. Einige scheinen auch Furcht
1) Vergl. Finnur Jónsson: Den Norsk-islandske Skjaldedigtning B, II,
Kbhvn og Kria, 1915, S. 243.