Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1933, Síða 32
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vor den Finsternissen von 1631 und 1635 gehabt zu haben.
öberhaupt wird die Ansicht, dass Finsternisse die Vorboten
irgendwelchen Ungliicks waren, zu Beginn des 17. Jhds. all-
gemein in Island geherrscht haben. In dem Gedicht (»Der
Raubzug ....s1)) von Síra Jón Þorsteinsson iiber den Raubzug
John Gentlemann’s nach den Westmánnerinseln 1614 heisst
es, dass u. a. Erdbeben und Sonnenfinsternis Vorzeichen
dieses Raubzuges gewesen wáren: »Sodann die Erd’ erbebt’
und schwarz die Sonne ward« (Þá jörðin skalf og svört varð
sól). Hier wird das Erdbeben gemeint sein, das Þorvaldur
Thoroddsen fur den Jahr 1613 angibí.2) Richtiger ist aber
wohl, dass es Anfang 1614 stattgefunden hat, da Skarðsárannal
es unter dieser Jahreszahl anfiihrt. Dieses Beben hat sich
sicherlich auch auf den Westmánnerinseln recht erheblich
bemerkbar gemacht, da es auf dem Flachland im siidlichen
Island so stark war, dass es ein Gehöft zum Einsturz brachte.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der in jenem Gedicht als
Vorbote des Raubzuges gewerteten Sonnenfinsternis um die
vom 20. Mai 1612, die auf den Westmánnerinseln sehr be-
deutend war. In anderen islándischen Quellen wird sie jedoch
m. W. nicht erwáhnt. Doch nach 1635 bemerkt man in den
Berichten iiber Finsternisse keinen Aberglauben mehr.
Nach 1342 vergehen reichlich 80 Jahre, ohne dass Fin-
sternisse erwáhnt werden. Im Jahre 1424 wird von einer
Sonnenfinsternis gesprochen, wenn sie auch nicht genau da-
tiert ist. Danach aber werden Finsternisse nicht vor dem
Jahre 1572 registriert.
In diesen anderthalb Jahrhunderten machten sich grosse
Veránderungen in der Denkweise der Menschen bemerkbar.
Das kommt auch in den Berichten uber die Finsternis zum
Vorschein. Friiher hatte man das auslándische Wort »eclip-
sis* fiir Finsternis gebraucht, oder auch die islándischen
Wörter »sorti« (Schwárze) oder »myrkur« (Dunkelheit). Da-
nach aber werden die Finsternisse »formyrkvanir« genannt,
was nichts anderes ist als eine Nachbildung des dánischen
1) Tvrkjaránið á íslandi 1627, Reykjavík 1906 — 9, S. XXXVIII.
2) Die Qeschichte d. isl. Vulkane, S. 383.