Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1949, Page 91

327
sel so gut wie völlig, wáhrend sie andererseits an bestimm-
ten, meist allerdings eng begrenzten Stellen, wo sie ihre
ökologischen Anspriiche erfiillt findet, geradezu háufig
sein kann, sodass der Stand ihrer Ausbreitung in Island
bzw. das faunistische Bild mehr durch das sehr Ungleich-
mássige ihrer Verteilung, als durch die grosse Seltenheit
gekennzeichnet wird.
In Island wird der Zaunkönig landláufig als Standvogel
betrachtet; jedenfalls diirfte das Gros der Vögel die Insel
auch wáhrend des Winters nicht verlassen. Andererseits
deutet die auffállige Konzentration von Zaunkönigen, die
man mit Eintritt der kálteren Jahreszeit vor allem im Be-
reiche der klimatisch begiinstigten Siid- und Siidwestkiiste
beobachten kann, auf eine Zugbewegung innerhalb des
Landes hin, infolge derer sich die einzelnen Teilbevölke-
rungen der Insel in den bezeichneten Kiistenráumen zur
Uberwinterung versammeln. So sind die Vögel am Strande
bei Rvk wintertags keine besonders seltene Erscheinung,
wenn auch das Auge des geschulten Beobachters dazu ge-
hört, sie zwischen den máchtigen Blöcken der Gezeiten-
zone aufzuspiiren, wo sie immer nur fiir Augenblicke sicht-
bar werden (Náheres siehe in meinem Aufsatz iiber den
islándischen Zaunkönig in Verh. Soc. Scient. Islandica, I,
1935, p. 37).
Zur Brutzeit bewohnt der Zaunkönig vor allem die Wál-
der (z.B. Vaglaskógur, Hallormsstaðaskógur) und ausge-
dehnten Buschwaldgebiete der Insel, nimmt aber auch mit
gestriippbewachsenen Lavafeldern und áhnlichen Biotopen
vorlieb, besonders, wenn sich ein Gewásser in der Náhe
befindet. Zumal in Felsschluchten und grösseren Rinnen,
Wo Quellbáche oder rauschende Wildwasser zu Tale fliessen
und die Hánge mit Birkengebiisch bewachsen sind, darf
man mit grösster Aussicht auf Erfolg nach unserem Vogel
suchen. Ich fand ihn Ende Mai 1949 an derartigen Stellen
in der Náhe von Kvisker (öræfi) und im Juni desselben
Jahres in bemerkenswerter Anzahl im Hallormsstaða-
skógur, wo er indessen nicht nur die Ufer der zahlreichen,
von den Bergen kommenden Waldbáche belebte, sondem