Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1949, Page 157
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lingen werden lásst. Allerdings wird der entstehende Scha-
den, wie B. Sæm. hervorhebt, zum Teil dadurch wieder
ausgeglichen, dass sie auch Stichlinge verzehren, die der
Teichwirtschaft ebenfalls Abbruch tun, weil sie den Eiern
der genannten Edelfische scharf nachstellen.
Anm. Im Juni 1938 besuchte ich in Begleitung einiger Freunde
die nordöstlich von Reykjavik im Kollafjörður gelegene kleine Insel
Þerney, die ehemals bewohnt gewesen und landwirtschaftlich genutzt
worden war. Vor einigen Jahren hatte man jedoch das dortige Ge-
höft — offenbar wegen Mangel an Rentabilitát — aufgegeben und
seinem Schicksale uberlassen, was fiir die Vogelwelt der Umgebung
Veranlassung gewesen war, nun ihrerseits von den Gebáuden Besitz
zu ergreifen. Dass Steinschmátzer und Weisse Bachstelze ihre Nester
in Spalten und Löchern der Hauswánde angebracht hatten, wáre
nichts Ungewöhnliches gewesen; dass aber Kustenseeschwalben auf
den flachen, mit Rasen bedeckten Dáchern der Viehháuser zur Brut
schritten, ist nicht alltáglich, wenngleich derartige Fálle bereits in
der Literatur bezeugt sind. Úberrascht war ich indessen, auch das
eigentliche Innere des Hauses von Vögeln bewohnt zu finden, und
zwar von etwa einem Dutzend Eiderenten, die sehr manierlich durch
die offen stehende Haupttiir ein- und ausgingen und wenig Notiz von
uns nahmen. Einige von ihnen hatten sich das ehemalige Schlafzim-
mer, andere die Kuche zum Nistplatz gewáhlt; besonders gefragt
schien jedoch das bisherige, noch einiges „Mobiliar" enthaltende
Wohnzimmer zu sein, wo es sich die Tiere sowohl auf, als auch unter
einem halb zusammengebrochenen Sofa bequem gemacht hatten.
Ausser diesen Enten, die augenscheinlich das in den Stuben herr-
schende Halbdunkel verlockt hatte, hier ihre Brutstátten aufzu-
schlagen, beherbergten die Baulichkeiten noch einen weiteren Gast,
der durch Zufall entdeckt wurde, als einer von uns den Abort auf-
suchte. Dieser befand sich einige Schritte vom Hause entfernt und
stellte eines jener kleinen hölzernen Kabinette dar, wie sie auch bei
uns auf dem Lande eine weite Verbreitung besitzen. Beim Heben des
Deckels bot sich dem erstaunten Beobachter im Zentrum des Blick-
íeldes das fur diesen Ort ungewöhnliche Bild eines Mittleren Ságe-
tauchers, der auf acht Eiern brutete und trotz handgreiflicher Be-
ruhrungen zunáchst nicht zu bewegen war, sein Nest zu verlassen.
Bei genauerer Untersuchung des sonst keineswegs baufálligen Háus-
chens stellte sich heraus, dass der Vogel erst durch die Tur, die et-
was sperrte und dann durch einen weiteren, unwahrscheinlich schma-
len Spalt in der Vorderwand der Sitzgelegenheit kriechen musste,
um an seinen sonderbaren Nistplatz zu gelangen.
95. Phalacrocorax carbo (L.), Kormoran,
isl. dílaskarfur.
Der sog. Atlantische Kormoran (Ph. c. carbo [L.]), dessen Brut-
gebiet sich von Nordeuropa (Kola-Halbinsel, Norwegen) iiber die