Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1949, Side 175
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der auf.“ Ausserdem wtirde sich Island ráumlich und zeitlich sehr
harmonisch in das Bild einfiigen, das wir bisher vom Ablauf der in
nordwestlicher Richtung voranschreitenden Expansionsbewegung der
Art in Europa gewonnen haben. Wenn ich trotzdem zögere, der
M ii 11 e r schen Beobachtung „kanonisches" Ansehen zuzusprechen
und die Art auf die „islándische Liste" zu setzen, so lediglich des-
wegen, weil es mir aus grundsátzlichen Erwágungen wunschens-
wert erscheint, dass der Befund zuvor durch ein Belegexemplar,
oder doch von anderer fachgenössischer Seite bestátigt werde. Wer
aus eigener Arbeit und Erfahrung weiss, welche Menge zweifelhaf-
ter Angaben, ja offensichtlicher Fehlbeobachtungen wir durch das
faunistische Schrifttum mitschleppen, wird meine Vorsicht nicht
iibertrieben finden.
107. Colymbus immer Briinn., Eistaucher,
isl. himbrimi.
Unterart: C. i. immer Briinn.
Nicht háufiger, besonders in höheren Lagen der nörd-
lichen Landeshálfte verbreiteter Brutvogel; in Siidisland
seltener und sehr zerstreut. — Die Zugverháltnisse sind
noch ziemlich undurchsichtig; anscheinend begibt sich der
grösste Teil der Population im Herbst an die Kiisten, wáh-
rend einzelne auf offenen Gewássern im Lande iiberwin-
tern. Ob und in welchem Umfange die islándischen Eis-
taucher Zugvögel sind, steht dahin; ebenso ist unbe-
kannt, inwieweit sich im Winter nördliche Zuwanderer
unter die einheimischen Vögel mischen bzw. diese ersetzen.
Im Sommer bewohnt der Eistaucher mit Vorliebe ein-
same, fischreiche Hochlandsseen, die freilich nicht allzu
klein sein diirfen, doch briitet er in unwirtlichen, men-
schenarmen Gegenden des Nordlandes, wie auf der Mel-
rakkaslétta (NE), auch in ganz geringer Meereshöhe.
Mehr als ein Paar der Vögel trifft man gewöhnlich nicht
auf einem See, da die Tiere ausgedehnte Reviere bean-
spruchen und besonders gegen ihresgleichen sehr unge-
sellig sind; dagegen teilt der Eistaucher grössere Gewás-
ser nicht selten mit dem Singschwan. Wenn das Wohn-
gewásser allzu fischarm ist, unternehmen die Taucher
regelmássig ausgedehnte Nahrungsfluge zu anderen Seen;
Brut- und Jagdrevier brauchen sich also nicht immer zu
decken. Befindet sich eine grasbewachsene Insel im See,