Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1920, Blaðsíða 4
Wir sehen hier allerdings, daB die Geburtenziffer sehr schwankend ge'
wesen ist, vor allem im 18. Jahrhundert, doch kommt das teilweise daher,
daB Maxima und Minima ausgewáhlt sind. Jedoch sieht man auf den
ersten Blick, daB die Geburtenzahl stándig so groB gewesen ist, daB sie
allein die Zeiten des Bevölkerungsriickganges nicht erklárt. Auch ist dabei
zu beachten, daB seit 1870 die Geburtenzahl stándig zuriickging; doch hatte
das nicht viel EinfluB auf die Bevölkerungszunahme, denn die Sterbeziffer
nahm gleiclízeitig in noch höherem Grade ab.
Die Sterbeziffer gibt eine einigermaBen klare Vorstellung, was die Ent-
wicklung des Volkes aufgehalten und die Bevölkerungszunahme gehindert
hat. Um nicht mit vielen Zahlen zu ermxiden, nur einige Beispiele:
Jahr' S^erbeziiier der Bevölkerung iu %0 Jahr ' Sterbeziffer der Bevölkerung in °/oo
1735 24.4 1846 56,8
1742 44b 1860 48,9
1758 78.1 1880 22,0
1770 24.1 1900 18,1
1785 126,1 (!) 1905 17,8
1800 21 I9IO 15.4
1S20 27,6 1913 12,2
1840 32,4
Die Sterbeziffern sind allerdings nichtallgemein sohoch als man nach diesen
Beispielen annehmen könnte, aber sie beweisen einwandfrei, daB sie durch'
aus schwankend sind, und manchmal sind sie liöher als es in den verlust'
reichsten und schliminsten Kriegen vorkommt; mitunter folgen auch einige
Jahre mit uberhohen Sterbezahlen aufeinander (1784: 109,6, 1785: 126,I>
1786: 54*1)- Die Bevölkerungszahl nimmt schnell ab, wenn in einem Jahre
mehr als jeder 10. Mensch stirbt. Vergleicht man aber die DurchschnittS'
zahl 25°/00 mit der in anderen Eándern des Nordens, so ist sie úberaus hoch
(dort in letzter Zeit etwa I5°/00). Fragt man aber nach den Ursachen dieser
groBen Sterblichkeit, so sind allerdings einige Hauptgrúnde leicht zu er'
kennen, aber viele wichtige Punkte sind noch wenig erforscht und recbt
unklar. Um dies etwas verstándlicher zu machen, muB ich kurz auf d,e
Lebensbedingu.ngen, denen unser Volk in diesen vorausliegenden Jahí'
hunderten uiiter\yorfen war, hinweisen.
Island produziert allerdings sehr vielNahrungsmittel, Fisch und Fleiscb>
leidet aber an dem groBen Nachteil, daB Kornfrúchte dort nicht gedeihen, s°
daB alles Getreide zurNahrung von auswárts eingeftihrt werden muB. DazO
kommt, daB der Ackerbau (Kartoffeln, Rúben u. dgl.) in den meisten Gegefl'
den sehr schwankend ist, so daB dem Eande iin allgemeinen alle Kohle
hydrate fehlen. Eiue Stockung im Handel und Verkehr mit dem Auslan^
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