Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1923, Blaðsíða 1
MITTEILUNGEN DER
ISLANDFREUNDE
ORGAN
DER VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE
HERflUSG.: PROF. DR.W.HEYDENREICHIN EISENflCH U. DR. H. RUDOLPHI
IN LEIPZIG / VERLflG VON EUGEN DIEDERICHSIN JENfl
X.Jahrg. Heft3/4 Januar/April 1923
Die MITTEILUNGEN DER ISLANDFREUNDE ersdieincn als Halbjahrsschrift
undwerden den Mitgliedern derVereinigung kostenlos gelief ert und vom
Verlage zugesandt.
I. tíBER DIE MODERNE ISLÁNDISCHE LITERATUR1
Die altislándische Iáteratur ist wie bekannt die eigenartigste unter den
germanischen Völkern und man hat sich dariiber gewundert, wie ein
kleiner Volksstamm wie der islándische, der im 9. Jahrhundert Norwegen
verlieö und sich auf der abgelegenen Insel Island niederlieB, kurz darauf
eine so gewaltige Literatur wie die Eddalieder und die islándischen Sagas
hervorbringen könnte. Zwar zweifeln die Gelehrten daruber, ob die Edda-
lieder auf Island oder in Norwegen entstanden sind; sie sind auf Island
niedergeschrieben und jedenfalls einige dort entstanden. Die Eddalieder
besingen zum groBen Teile die heidnischen Götter, Þórr und 'Oðinn, Loki
Und Njorðr, Frigg und die Walkiiren, die Ránke des hinterlistigen Loki,
die Weisheit des hohen Gottes ('Oðinn) in dem heidnischen Hohenliede
Hávamol, iiberhaupt das Leben und Treiben der altgermanischen Götter.
Kine neue und bessere Zeit wird jedoch in der sogenanntenVoluspá prophezeit:
Die Sonne verlischt,
das Land sinkt ins Meer,
vom Himmel sturzen
die heitern Sterne.
Rauch und Feuer
ragen umher.
Hohe Hitze
steigt himmelan.
/ Vortrag, gehalten an der Universitát Greifswald im Juli 1922.
3 Mitt. d. Islandfreunde X, 3/4
33