Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Qupperneq 1
MITTEILUNGEN DER
ISLANDFREUNDE
ORGAN
der vereinigung der islandfreunde
herrusg.: prof. dr.w.heydenreich in eisenrch u. dr. h. rudolphi
IN LEIPZIG / VERLRG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENfl
^ll.jahrg. Heft 3
Januar 1925
Die MITTEILUNGEN DER ISLRNDFREUNDE erscheinen als Halbjahrsschrift
undwerden den Mitgliedern derVereinigung kostenlos gelief ert und vom
Verlage zugesandt.
I. ISLÁNDISCHE GEDICHTE
i. ABENDRITT DER HEXE
Von Grímur Thomsen
Reiten wir, reiten, es stiirmt in der Luft,
Butterstiele eilen und Stabe in der Kluft.
Vielerlei Pferde aus der Erde grub ich auf,
reite nun die Diebsrippe und setze dich drauf.
Tanzen wir mit den Gespenstern am Grab,
Schenkel sind fleischlos, doch leicht geht es ab.
Am Galgen zwei streichen die Geigen gelind,
halsgelenkbiegsam wie Hofleute sind.
Mitternacht ist es, doch laut’t kein Gesang,
heiser sie wurden, sie liingen so lang’.
Tanze nuu, tanze, schweb hin und her,
der Dame mitzufolgen fallen wird schwer.
O, welche Wonne, zum Galgen zu gehn
und tanzen mit seinern Geliebten so schön.
Es inacht mich verriickt, daB der Riebe ich leb’,
ihr glaubet es kaum, ihr glaubet es kaum,
wie gewandt ich verschweb’.
2. WIEGENLIED
Von Guöm. Guðmundsson
Schlafe, wein’ nicht wieder,
siiBer Knabe mein.
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