Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Síða 5
sagen, der Vater habe ihn vor den GroBen und ihrem Gott Odin gewamt mit
dem Beispiel seines Bmders. Einen Rest dieser Jugenderinnemng und des
Jugendglaubens wird Egil stets bewahrt baben.
Mit 14 Jahren fáhrt Egil hinaus, an Kraft und Verstand Erwachsenen
gleich, Einflussen aber bei seinem Alter besonders stark ausgesetzt. Im Wi-
derspruch mit dem Vater und gegen den Willen des Bmders, dem er zu sehr
Bauer scheint, beginnt er das Abenteurerleben und bleibt 12 J ahre weg. In
Norwegen wird er ein neuer Mensch, sein Bmder wird sein Vorbild (soweit
eine so selbstándige Natur ein solches brauchen kann), er schlieBt Freund-
schaft mit Arinbjöm, die das Eeben durch hált. Das junge Geschlecht in
Norwegeu setzt die Freundschaft in den Hochsitz: das ist das Geschlecht, das
vermutlich die Hávamál geschaffen hat. — Der Gegensatz in Egil láBt ihn
in Norwegen die Feindschaft gegen das Königshaus fortsetzen, in England wird
er Hofskalde, ein gelehrter Skalde, der neue Wege geht. Er lemt die Runen
rnit all ihren Geheimnissen und freut sich der neuen Kenntnisse. Er ist
Odins Mann geworden; dieser erhört seine Bitte uud jagtErichBlutaxt ausdem
Eande. Damals wurde er, wie er spáter sagte, treu darin, an Odin zu glauben.
Nach dem Fall seines Bmders kehrt Egil nach Hause zuriick und steht
dem Vater als Bauer zur Seite. Aber bald geht er wieder: Wikingersehn-
sucht oder báuerliches Festhalten an seinem Recht uud seinen Anspriichen
treibt ihn; die Entscheidung dariiber ist schwer. Nach vollzogener Rache
kommt er zuriick, der Vater stirbt, er iibernimmt das Erbgut und das Goðorð,
hekommt Kinder und liebt sie —• aber es treibt ihn doch wieder fort (die
Saga schreibt dies dem Zauber der Königinmutter Gunnhild zu). SchlieBlich
nach vielen Fahrten und Erfolgen findet er sein Gleichgewicht, da verliert
er zwei Söhne, darunter Böðvar, den er am meisten geliebt hatte.
Der Verlust seiner Söhue trifft ihn sehr schwer; verstándlich wird es, daB
ðieser Verlust ihn zur Dichtung reizt, wenn man annimmt, daB er zu einer
Oniwálzung in seinem ganzen Seelenleben wurde. Er sucht in dem Diede
’Ucht nur seinen Schmerz zu bannen, sondern er kámpft damm seine hebens-
''Hischauiing zu verteidigen, damm, daB seine Person nicht innerlicli zerreiBt,
es steht sich der Wikinger und der Bauer, der Verehrer Odins und der Ver-
ehrer Thors gegeniiber.
Nicht der Schmerz iiber den Verlust seiner Söhne ist auffallend, sondem,
^aB dieser ihn zu einem Gedicht solchen Inhalts veranlaBt. Der Verhtst
|)3"achte eine Umwálzung in seinem Seelenleben hervor; es handelt sich fur
1)131 damm, seine Eebensanschauung zu verteidigen gegen eine innere Spal-
tung zwischen dem Bauer und Wikinger, dem Verehrer Thors und dem Odins.
úberdenkt in seinem Schmerz sein Verháltnis zu den Göttern. Er hatte
^hor, den Gott seines Vaters und seiner Jugend verraten, er war — als Gode
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