Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Qupperneq 7
Absicht, das von diesem erhaltene Silber auf dem Althing auszustreuen und
dadurch Kampf und Í3treit zu erzeugen.
(Nach dem Original von Prof. Sig. Nordal frei iibersetzt und sehr gekiirzt)
ni. ERDBEBEN UND YULKANAUSBRUCH
AUF ISLAND IM SEPTEMBER 1924
Mitgeteilt von Heinrich Erkes, Köln
ls ich am 10. Juli d. J. von Eyrarbakki im sudlichen Island mit dem Dampfer
y~\,,Gullfoss" nach Reykjavík fuhr, konnteich im Siiden der Halbinsel fíeykfanes auBer-
ordentlich deutlich die starke Dampfentwicklung beobachten, die sich an einer Berg-
schlucht hinaufzog, wo die altbekannten Schwefc.lfelder und Schlammkrater von Krisu-
vik liegen. Vor einer Reihe von Jahren (1905) besuchte ich zum ersten Male diese Ge-
gend; spater sah ich sie wiederholt von der See aus, aber niemals war mir eine so heftige
Dampfausschleuderung aufgefallen wie jetzt. Am spilten Abend des 10. Juli begriiBte
oiich nach meiner Landung in Reykjavík ein erstes schwaches Erdbeben.
AIs ich nach dem Besuche des islándischen Inlandes am 3. September d. ]. wieder
in Reykjavík war, erfolgto nach Mitternacht ein ziemlich heftiger ErdstoB und nicht
lange darauf bebte die Erde noch mehrere Malo. Am Donnerstag, 4. September, unter-
nahm ich eine FuBwandarung ab Ha/narfjörður, einer gröBeren Ansiedelung, die 10 km
Westlich von Reykjavík liegt, iiber die gewaltigen Lavaströme, die den gröBten Teil
der Halbinsel Reykjanes iiberflutet haben. Mein Ziel war Kaldirsel am kleinen Flusse
Kaldá, der aus der Lava in starken Strudeln hervorquillt und nach kurzem Laufe wie-
der in der Lava verschwindet. Von den hohen phantastischen Lavaschollen bei Kal-
dársel hat man einen weiten, iiberaus interessanten Rundblick iiber die Höhen Langa-
hlíð, Sveifluháls, Núphlíðarháls, den Vulkan Trölladyngja und den nach seiner (von
Reykjavík aus als scharfer Kegel erscheinenden) Form benannten Keilir. Diese Höhen
liegen nicht weit, nur etwa 25— 45 km von Reykjavík entfernt, sind aber selten besucht
Worden und verháltnismaBig recht wenig bekannt. Eine Ausnahme hiervon bilden
flur die jenseits des Höhenzuges Sveifluháls liegenden Schwefelfundstellen bei Krisuvík;
Sie wurden lange Zeit hindurch ausgebeutet, und die Freunde einer wilden Natur haben
sie oft besucht und bewundert. Kaldársel liegt von den Schwefelkratern bei Krisuvík
W der Luftlinie etwa 15 km entíernt.
Bei dvr Wanderung iiber die Lava glaubte ich an einer Stelle kurz nach 3 Uhr nach-
wittags plötzlich einen lcichten Schwindelanfall zu spúren. Da ich hierzu nicht neige,
fiel mir der Anfall wohl auf, doch da ich mich ganz friscb fuhlte, beachtete ich ihn nicht
Weiter. Bei meiner Ruckkehr abends spat nach Reykjavík erfuhr ich, daB dort genau
2ur Zeit, als ich den Schwindelanfall zu spúren meinte, ein neuer heftiger ErdstoB statt-
gefunden hatte. Am náchsten Sonnabend, 6. September, fuhr icli mit dem Dampfer
nlsland" von Reykjavík weg; da erliielten wir am 11. September auf hoher See mittels
drahtloser Telegraphie die Nachricht von schweren ErdstöBen und einem starken Vul-
kanausbruch in der Náhe von Krisuvík. Diese Drahtmeldung wurde von einem groBen
■Teil der Presse, auch Deutschlands, veröffentlicht.
Wie die mit der letzten Island-Post mir jetzt (Anfang Oktober 1924) zugegangenen
^rieflichen ausfúhrlichen Mitteilungen melden, handelte es sich bei dem telegraphisch
^erichteten Naturereignis um nichts anderes als das Erdbeben, das am 4. Septrmber
stattfand, als ich in der Lavawúste zwischen Hafnarfjörður und Krisuvík war; es hat
nur so lange Zeit genommen, ehe die Nachricht bis nach Reykjavík kam, von wr aus
Sln in die Welt gekabelt wurde. Der erste, der von dem heftigen Erdbeben und dem
Ausbruch eines neuen groBen Scblammvulkans bei Krisuvík erfuhr, war ein islándischer
Keistlicher, der am Sonntag, 7. September, nach Krisuvík ritt, um dort Goltesdienst
zu halten. Er fand die Leute, die zu Krisuvík und in einem anderen, in der Náhe liegen-
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