Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1927, Blaðsíða 3

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1927, Blaðsíða 3
Ein billiger Ersatz fiir kostspielige Inlandreisen ist eine Fahrt mit dem Kiistendampfer Esja, der an vielender schönsten Punkte anlegt. Auch der Dampfer Suðurland von Reykjavík nach Borgarnes in Verbindung mit Kraft- wagen ab Borgarnes verdient Beachtung, Wandervögeltrupps passen fur Island nicht und sind auf Island nicht willkommen. Manche Islander sprechen gut deutsch oder englisch, doch keineswegs jedermann; einige Kenntnis des Englischen, wenn nicht Islándiscben, ist wúnschenswert und erleichtert die Reise. Viele Gewohnheiten der Islánder weichen von den deutschen ab. Der Reisende wird gut tun, sich ohne Kritik in die Verháltnisse zu fúgen. Besonders húte er sich, den Islándern uner- betene Ratscliláge erteilen zu wollen oder gar zu politisieren. Der Islánder kennt sich und seine Verháltnisse ganz genau, weiB, wo es fehlt, und auch, wo er im Ausland Rat und Unterweisung suchen und finden kann; er wúnscht solche aber nicht von Dilettanten, die mangels genauer Kenntnis der ge- schichtlichen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen usw. Verháltnisse des Uandes gar nicht imstande sind, ein richtiges Urteil zu haben. Zum SchluB noch eine Warnung: námlich solchen Búchern úber Island zu trauen, die alles nur in rosarosigstem Lichte zeigen, in jedem Islánder einen Dichter, Helden und Idealmenschen sehen, und bei Beschreibung des Volkes und der Natur in einem Optimismus von Ubertreibungen úberhitzter Fieber- phantasien schwelgen. Diese sind geeignet, im Islandfahrer unerfúllbare Hoffnungen zu erwecken, und er wird enttáuscht sein. Island ist so herrlich und bietet dem Reisenden so auBerordentlich viel Schönes nnd Interessantes, daB es keiner Ubertreibungen bedarf; vielmehr wird Uand und Volk nur bei etwas núchterner Betrachtung voll und wahr gewúrdigt; diese Wúrdi- gung wird sich am rechten Ort zu ungefálschter Begeisterung erheben. Köln H. Erkes II. EINE MALERFAHRT NACH ISLAND Von Prof. Theodor Wedepohl Mit anderen Absichten als der Geologe, mit anderen als der Sprach- und Geschichts- forscher geht der Maler nach Island, und seinPinsel hat eine andere Ausdrucksweise als die schildernde Feder des Dichters oder Schriftstellers: Wahrhaftigkeit leitet den Modernen, und er vermeidet alle jene in fruheren Zeiten so beliebten Darstellungen, die den Sinn haben: „Ach, wenn’s mir doch gruselte." Aber auch der topographischen Vedute steht die Kunst unserer Zeit ablehnend gegenuber. Nicht im dargestellten Gegenstande erblickt sie das Wesentliche des Kunstwerkes, sondern in der subjektiven Behandlung seitens des Kúnstlers, und die Erfahrung hat gelehrt, daB die Kúnstlerseele sich um so starker bekunden kann, je einfacher das erwáhlte Motiv von Natur sich zeigt. Dieser tíberzeugung entsprechend hatte ich sieben Jahre lang meine Malerei der norddeutschen Tiefebene, besonders der Mark Brandenburg gewidmet, und dort die Linien und Töne gefunden, mittels derer ich meiner Empfindung Ausdruck zu geben vermochte. War es dann der eingeborene germanische Wandertrieb, der mich nach- 8* 27

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