Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1922, Side 7
gesteigert. Natiirlich hat die Kemitnis der Musik bei anderen Völkem be-
lebenden EinfluB auf die islándische Musik ausgeiibt. Diese gab Vorbilder
und Anreiz, ebenfahs in das schöne Gefolge der Sangesmuse einzutreten.
Nunmehr ist eine Menge auslándischer Tondichter auf Island bekannt, und
zwar nicht nur Leuten, die in andere Lánder gereist sind, sondern die ge-
samte Bevölkerung hat Gelegenheit gehabt, vieles der Art zu hören, vor-
nehmlich in Reykjavík.
Bevor wir aber zum AbschluB kommen, ist noch mit einigen Worten zu
sprechen von den Fortschritten in der Instrumentalmusik, in erster Linie
in Reykjavik. Die erste Klavierspielerin von Bedeutung ist Frau Olufa
Finsen, die Gattin des Dandeshauptmanns, eine Dánin, die 1872 hierher
kam. Sie trat besonders hervor bei der Beerdigung von Jón Sigurðsson
(f 1879); damals komponierte sie eine Cantate, die gesungen wurde und
groBen Eindruck machte. Sie erweckte Interesse fiir das Klavierspiel;
J ónas Helgason spricht mit Dankbarkeit von der Anregung und Anleitung,
die sie ihm in seinen musikalischen Anfángen zuteil werden lieB. Ihre Schii-
lerin war Frau Anna Petersen, eine Islánderin in Reykjavík. Diese unter-
richtete viele Jahre lang eine Menge vonMánnern und Frauen im Klavier-
spiel; das groBe Interesse am Klavierspiel ist lange Zeit ihr zu verdanken.
Seitdem haben viele junge Mánner und Frauen diese Kunst gelehrt und ge-
pflegt, auch in öffentlichen Konzerten. Darunter ist zu nennen eine be-
deutende Frau, Frau 'Asta Einarsson, die Tochter des Bmders von Sv.
Sveinbjörnsson.
In den letzten Jahren haben verschiédene junge Eeute sich Kenntnisse
in der Musik, vor allem im Klavierspiel und Violinspiel erworben, entweder
am Konservatorium in Kopenhagen oder in Deutschland (Dresden, Eeipzig
u. a.). Einige davon haben sich hier niedergelassen und ihre Kunst mit
ihnen. Damnter sind zu nennen die Violinspieler Theodór 'Arnason und
Þ órariun Guðmundsson und der Klavierspieler Eggert Guðmundsson. Nun
wird in Reykjavík viel musiziert in Kaffeeháusem und sonst. Auch ein
Bláserchor ist entstanden in Reykjavík und in einzelnen Kauforten; ein
kleines Orchester ist entstanden, das aber noch nicht viel bedeutet. Dás
musikalische Eeben in Reykjavík ist also bedeutend, wenn es auch noch an
Stándigkeit und Vollkommenheit fehlt.
Von zwei jungen Eeuten soll noch die Rede sein, die sich eine mehr als
alltágliche Ausbildung in der Instrumentalmusik erworben haben: Haral-
dur Sigurðsson von Káldaðarnes, der Klavierspiel zuerst am Konservatorium
in Kopenhagen studierte tmd spáter bei Frau Laura Rappoldi in Dresden.
Er ist mit gutemErfolge inDeutschland, Böhmen und Dánemark aufgetreten
und ist jetzt Eehrer des Klavierspiels am Konservatorium in Kopenhagen.
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