Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1922, Page 25

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Die angefuhrten Beispiele werden wohl geniigen, um zu zeigen, daö es sich hier nicht um zufalliges Nebeneinanderstehen von Xieren des Wassers, der Erdé und der Luft andeln kann, sondern daC cine feste Formel der Uberlieferung vorliegt. Nicht immer 'st ein solches Motiv so klar zu erkennen, wie in den angefiihrten Beispielen. Es gibt anch solche, die schon entstellt, abgeblafit sind, so daB sie sich nur dem durch Ubung Beschulten Auge zu erkennen geben. In einer Variante zu dem friiher genannten ^fu'chen von Geirlang und Graedari (bei‘Ol Davlðsson, I'slenzkar þjoðsögur, S. 139 f., 'ttersliaus, Neuisl. Volksmárchen, S. 144) erfolgt die Verwandlung in zwei Steine, ann in zwei Eichen, zwei Riesen und endlich in zwei Forellen. Man sieht, hier ist Unzweideutig nur mehr das Wasserreich vertreten; nach der von Poestion verzeichneten ’assung wie iibrigens auch nach anderweitiger Erfahrung mit derartigen tlberliefe- ttngen miissen die iibrigen Verwandlungsformen verderbt sein. Ein weiteres Beispiel ttiir, wie unser Motiv entstellt werden kann. In der Hálfdanarsaga Brönufostra tt’AS. III) c. 8 gibt Brana dem Hálfdan einen Ring, der aus drei Teilen besteht und ^e^'r *nr seinen Tráger anzeigt: Droht ihm Waffentod, so wird der Ring rot wie mt, wenn ihm Gift droht, schwarz wie Pech. Da offenbar immer nur ein Teil des ttnges eine bestimmte Farbe annimmt, dtirfte die Reihe ursprtinglich etwa so aus- Sesehen haben: Waffentod = Tod auf der Erde — rot , Gifttod = Tod im Wasser = schwarz ? = Tod in der Luft — ? Auch das ist namlich eine vielfach belegte Ausprágung des Drei-Reiche-Motives, uaB irgendein Geschehnis sich in den drei Reichen abspielt und daB den drei Reichen ^uei Farben zukommen. . Auf die tiefere mythologische Bedeutung des Motives von den drei Reichen einzugehen, 'tt hier nicht der Ort. Es sollte lediglich gezeigt werden — mit Absicht nur mit Hilfe a°rdischen Stoffes —, daB die Tierfiguren Islands neuem Wappen auf alter, mythen- aitiger Cberlieferung beruhen. Auch der Riese hat seine Bedeutung, wortiber ein aUderes Mal mehr. Die landvættir dagegen sind nichts anderes als nach Analogie Bebildete jtingere Zutat (jtinger nattirlich bloB im Verhaltnisse zu den Tieren ge- meint). lV'en L. Frane VlII. EINIGE NEUE ISLÁNDISCHE ERZÁHLUNGEN1 '• SIG. NORDAL, Fornar ástir. R. 1919. 160 S. Kr. 6,—. **er die Gabe besitzt, sich in Personen und Verháltnisse frtiherer Zeiten so zu ver- Senken, daB er sie lebensvoll und anschaulich anderen vor Augen zu stellen vermag, vv*e dies S. N. in seinem Buche tiber Snorri getan hat, von dem wird man sich nicht ^ndern, wenn er Gebilde eigener Phantasie lebenskraftig gestaltet. Der vorliegende Jttnd enthált vier Erzáhlungen, von denen zwei schon lánger bekannt waren. Und 'Vle die erste davon (Siðasta fullið, der letzte Becher) mich durch die meisterhafte Ein- n'dung in Person und Lage beim ersten Lesen (in Eimreið 1910) ergriffen hat, so scheint tte mir auch heute noch den Preis vor den anderen zu verdienen. Einfach der Stoff: Uer álteste Sohn eines islándischen Bauern ist in Kopenhagen als Student durch Liebes- i>ram zum Sáufer geworden, völlig verbummelt und iBt trauriges Gnadenbrot beim Sohn Seines Bruders, der den Hof geerbt hat. Gelegentlich ein Schnaps ist seine einzige Freude. .nn steht die Einftihrung des Alkoholverbots bevor. Da schickt ihm auf seine Bitte 6ln alter Freund zum Abschied eine Flasche echten Rheinweins, und in der Neujahrs- aacht steht er an der Schlucht in der Náhe des Gehöfts, laBt sein ganzes Leben und fiiheres Streben beim Genusse der Flasche an sich vortiberziehen und wirft zum Schlusse nach dem letzten Trunk den silbernen Becher, das Erbsttick der Familie, in die Tiefe. Uamit beginne ich das IX, 55 gegebene Versprechen einzulösen. 2* 49

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