Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1927, Blaðsíða 23
siedeten, die Kliifte standen in Schamn, es brodelte in den Trichtern — die
ganze Einöde kochte.
Sie gelangten quer iiber den Höhenriicken und begannen herabzusteigen ...
und eine neue Götterdámmerung zog auf!
Götter und Geister rasten aufeinander los, verdammte Seelen wurden mit
ins Spiel gerissen — und nun fliegt ein Troll gerade zwischen Torleifs Beine,
er war nahe daran zu stiirzen.
Was sieht er: Scbnell! Auf allen Vieren auf die Beeseite kriechend, urn
Tuft zu holen, eifrig Schnauze, Augen und Ohrenzipfel bearbeitend. Aber
er ist rasch wieder auf den Pfoten und láuft unter Flygas Nase hinweg vorauf.
Ein zugewehtes, unkenntliches Hiigelland liegt vor ihnen; er sinkt in den
ersten Haufen ein, der zweite verschlingt ihn, in dem dritten verschwindet
er völlig — Hundebeine allein geniigen nicht, um hier durchzukommen!
Und plötzlich ist die Stute nahe daran, ihn mit den Hufen zu zertreten. . . .
Dort sitzt er vor Flyga, zugeschneit, vor Kálte zittemd, triibselig. Fr
hat es lángst aufgegeben, die Rolle als Fiihrer zu spielen. Fr láfit nicht ein-
mal sein lauttönendes, verdrieBliches Gáhnen vemehmen, wie erst kiirzlich,
als er seine iiberlegene AufpassersteHung ihr gegeniiber behauptete. Seine
Nase steckt er zwischen seine Vorderpfoten dicht an den Erdboden, und mit
dem Schwanz zwischen den Beinen schleicht er eiHgst auf ihre und des Herm
Eeeseite hiniiber.
Erst streckte der Mann die Waffen, jetzt der Hund; er vermag die hohen
Schneewehen nicht zu bewáltigen. Erst war er vorauf, jetzt kommt er
hinterher und folgt der Spur des Pferdes, den Gang ausnutzend, den es durch
die Wehen schaufelt. Schnell hat endlich den rechten Platz angewiesen be-
kommen — hinten, seinem Herm folgend; er hat sich nicht damit zu befassen,
den Wegweiser zu spielen!
Es geht abermals ein Stiick vorauf, erst Pferd, dann Mann, dann Hund.
Schnell stöhnt, prustet, jammert — der Sturm erstickt jeglichen Seufzer.
Aber hier und da blickt Torleif sich um, ob er auch folgt. Freilich, dicht
unterm Pferdeschwanz!
Da, mit einemMale ist er abhanden gekommen. Er kann nicht weiter
und hat die Nase in den Schwanz gebohrt, um sich zuwehen zu lassen; er
will sterben.
Den Mann jammert es urn ihn, und er macht Halt, packt ilin am Nacken
und hángt ihn wie ein beliebiges Mastlamm quer iiber den Sattel, die nieder-
hángenden Biigel iiber ihm zusammenknotend. Er ist denn auch nicht faul
und klammert sich hurtig an.
Aber hiermit scheint auch Torleifs Gehimtátigkeit erschöpft. Die In-
stiukte waren lángst schon zum Teufel gegangen — die Vemunft, die er
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