Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Blaðsíða 1
MITTEILUNQEN DER
ISLANDFREUNDE
ORGAN
DER VEREINIOUNG DER ISLANDFREUNDE
HERHUSG.: PROF. DR. W. HEYDENREICH IN EISENRCH U. DR. H. RUDOLPHI
IN LEIPZIG { VERLflG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENfl
Die Mitteilungen der Islandfreunde erscheinen als Vierteljahrsschrift und werden den Mitgliedern der Vereinigung kostenlos geliefert und vom Verlage zugesandt. Der Mitgliederbeitrag betragt jahrlich 6 Mark
IV.Jahrg. Juli 1916 Heftl
I. CHRISTIANE JOHANNE SCHUTZ, GEB. BRIEM,
„DIE SCHÖNE ISLÁNDERIN"
Erweiterter Abschnitt aus einem Kapitel von Poeslions ungedrucktem Werke iiber seine
Islandreise („Im Tal der Inseln-Förde“)
Auí dem Hofe Grund (an der unteren Eyjafjarðará) erbliihte von 1815—1823
I\ ein islándisches Mádchen, das spáter durch seine Schönheit, Anmut und
Bildung in Dánemark, Italien und Deutschland Aufsehen eiTegte und die
Lebensgefáhrtin eines deutschen Gelehrten wurde, dessen Name in ganz
Deutschland und Deutsch-österreich bekannt, ja populár geworden ist.
Da sie auch selbst, wenngleich passiv, námlich als Gegenstand literarischer
Behandlung und dichterischer Huldigung, eine gewisse Rolle in der dánisclien
Literaturgeschichte spielt und ihr Name nun auch mit dem groBen öster-
reichischen Dichter Grillparzer in Verbindung gebracht worden ist, verdient
sie es wohl, daB ihr seit Langem verblaBtes Andenken wenigstens an dieser
Stelle fiir meine deutschen Zeitgenossen wie auch fur die Islánder ein wenig
aufgefrischt werde. Zunáchst soll jedoch ihrer Eltern gedacht sein, die selbst
wahre islándische Prachtmenschen ihrer Zeit waren und als solche auch
in der damaligen Reiseliteratur úber Island geschildert werden.
Der Vater war Gunnlaugur Guðbrandsson, geboren 1773 als Sohn eines
Pastors auf klassischem islándischen Grund, námlich dem Hofe Brjáms-
lækur oder Brjánslækur, nach dem er sich spáter Briem nannte; denn hier
úberwinterte bekanntlich Hrafna - Flóki, der diitte Entdecker Islands,
welcher der Insel auch ihren bleibenden Namen gab. Váterliclierseits
stammte er im 9. Ghede von Bischof Jón Arason, der letzten Helden-
gestalt Islands, im 27. Gliede von König Harald Schönhaar. Er lcam 1788
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