Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Blaðsíða 3
beiden Ehegatten. Die des Sysselmannes bestand aus zwei Abteilungen,
von denen die eine Biicher iiber Rechtsgelehrsamkeit, Staatswirtschaft usw.,
die andere Búcher vermischten Inhalts, aber lauter verdienstvolle und wich-
tige Werke enthielt. Die Bibliothek der Frau Briem befand sich eine Treppe
hoch in einem eigenen niedlichen, wohleingerichteten Zimmer und bestand
ungefáhr aus ioo Bánden zumeist erbaulichen Inhalts; denn Frau Briem
war durch ihre Frömmigkeit ausgezeichnet, und auBer der Sorgfalt, die sie
auf die Fiihrung des Haushaltes einer zahlreichenFamilie verwendete, wid-
mete sie einen ansehnlichen Teil der Zeit der Erziehung ihrer Kinder und
der Ausbildung ihres eigenen Geistes1. Thienemann und Gunther besuchten
die Briems im Herbste 1820 auf Grund, und der Erstere berichtete iiber den
damaligen Zustand des Hofes und die Herrenleute: ,,Herr Kammerrat Briem
hat seinen Sitz zu Grund, welches im Tale fort 3 Meilen von Akureyri liegt,
und wo Alles nach Landessitte, aber auf die beste Weise eingerichtetist. Das
Wohnhaus ist aus dicken Rasenplatten erbaut, aber die Wánde ganz glatt
behauen. Die Wohnstube ist mit Brettern ausgeschlagen und lackiert, was
bei der steten Feuchtigkeit gewiB am Vorteilhaftesten ist. Die Eingánge
des Hauses sind mit sinnreichen Inschriften, die Herr Briern sehr schön in
Holz geschnitten hat, geziert, die den ganzen Geist des Hausvaters bezeich-
nen. t)ber dem einen steht deutsch: „Nicht práchtig aber zierlich, nicht
kostbar doch manierlich". Unweit des Hauses ist ein Gemusegarten ange-
bracht, welcher fleiBig bearbeitet wird und Kartoffeln, Rúben, Kohl, Kresse
und dgl. liefert. Die allgemeine Wohnstube des ganzen Hausstandes ist
ebenfalls mit Brettern verschlagen, gedielt und mitFenstern versehen. Noch
ist ein besonderes Zimmer zur Bibliothek, welclie sehr reichhaltig ist und
Búcher aus allen Fáchern menschlichen Wissens, besonders viele deutsche
enthált. Der Lieblingsschriftsteller von den Deutschen war ihm nach Luther
Gellert, und wir deshalb als Sachsen und Landsleute derselben, ilim be-
sonders empfohlen. Die Gemahlin des Herrn Kammerrates ist eine ebenso
treffliche Gattin und Mutter, und die ILerzensgúte ein Hauptzug des leb-
haften wirklich schönen Gesichtes, welches, obgleich sie Mutter einer zahl-
reichen Familie ist, deren álteste Glieder schon lange erwachsen sind, doch
uoch eine jugendliche Frische erlialten hat, welche durch nichts mehr ge-
hoben wird, als durch den Abglanz der Seelenreinheit und Frömmigkeit2.
Gunnlaugur Briem starb im Jahre 1834. Jón Jónsson, Pastor fúr Grund
und Möðruvellir, schrieb seine Biographie („Agrip af Æfisögu Gunnlaugs Guð-
brandssonar Briem“), die 1838 zu Kopenhagen im Druck erscliien und auch
eine poetische Totenklage („Brims minning") auf ihn von dem bekannten
1 Iceland, I. S. 85.—87; dcutsche (oft recht ungeschickte) Bbersetzung von Franceson,
J34—137. 2 Thienemann und Gunther, a. a. O. S. 124—125.
1*
3