Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Blaðsíða 6

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hörte, von diesen Fackeln kam: kurz und gut, sie faBte alles, was sie sah und hörte, vom Standpunkt eines Naturkindes auf und kam infolgedessen in ihre Heimat nach Grund zuriick mit dem Kopfe voll von einer Welt, die in direktem Gegensatz stand zu dem stillen Leben, in dem sie wie andere is- lándische Beamtentöchter jener Zeit im Sommer die Schafe hiiten, im Win- ter die Wolle zupfen und auf die Saga-Vorlesung hören sollte. In den folgen- den Jahrén entwickelte sich bei dem einst in der Heimat so gliicklichen Kind ein brennendes Verlangen, wieder in die Stadt mit den groBen Palásten und den vielen Herrlichkeiten zu kommen"1. Da dieses Verlangen in ihrem 18. Jahre einen krankhaften Charakter anzunehmen begann, leitete ihr Vater Verhandlungen mit seinem Freund und Vetter, dem Universitátsprofessor Börge Thorlacius ein, daB Christiane etwa ein Jahr lang in seinem Hause sein diirfe, was gern zugestanden wurde. So kam sie denn (1823) abermals nach Kopenhagen und wurde hiei zuerst von der Familie ihres Onkels Poul Arnesen in Empfang genommen. Ihre um neun Jahre júngere Kousine Benedikte (s. oben) schildert den Eindruck, den sie von der Erscheinung und dem ersten Auftreten der damals i8jáhrigen Islánderin in Kopenhagen erhielt, wie folgt: ,,So kam also Jo- hanna2 zu uns. Auf diese Weise erhielten ihre zukunftigen Pflegeeltern Gelegenheit, das schöneNaturkindzu sehen und sicli ftir dasselbe einnehmen zu lassen, wáhrend meine Mutter Zeit bekam, ihre Tracht zu kopenhageni- sieren und ihre etwas harte Aussprache des Dánischen zu verbessern. Das ging sicher alles sehr schnell und das war wohl auch notwendig. Aber ich erinnere mich noch deutlich daran, daB ich mich in meinem stillen Sinn úber jede Veránderung, die mit der herrlichen Gestalt vorgenommen wurde, tief betrúbte, und bis auf den heutigen Tag macht es mir ein Vergnúgen, mich daran zu erinnern, wie sie direkt vom Schiffe kam — in ihrer islándischen Tracht mit der dicht anliegenden schwarzen l'uchjacke und dem schwarzen Filzhútchen, unter dem die reichste und herrlichste goldbraune Haaríúlle wogte, wie ich sie niemals sonst weder auf Gemálden noch auf lebenden Menschen gesehen habe. Und dazu strahlte ein Paar groBe, dunkelblaue, unergrúndliche Augen, die derjenige, der einmal seinen Blick in sie gesenkt 1 So Benedikte Arnesen-Kall, Livserindringer, S. 45—46. Benedikte umgab ihru islándische Kousine vom ersten Tag ihres zweiten Auíenthaltes in Kopenhagen an, so- lange dieselbe dort weilte, und war somit auf das Genaueste uber ihre Verháltnisse unter- richtet. Christianes Tochter, Frl. Emma Schiitz, schrieb mir abweichend von diesem Be- richte: „Meine Muttor kani schon als 10 jáhriges Kind nach Kopenhagen in eine befreun- dete Familie, da sie dasKlima in Island nicht vertragen konnte. — Nach einigen Jahren versuchte man noch einmal, sie wieder in Island zu akklimatisieren; doch gluckte es nicht. Nun kam sie in das Haus des Etatsrates Thorlacius und seiner Frau." 2 So wuiúc sie immer von B. Arnesen-Kall und dann spátcr von ihrem Manne genannt. Johanna Christiana hieíi vielméhr ihre Schwester (s. oben). 6

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