Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Blaðsíða 8

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nung, höchst intelligent, geistvoll, dabei auch sehr hiibsch und eine umsich- tige Hausfrau. Das Ehepaar blieb kinderlos, und die Frau hielt sich daher eine Gesellschafterin. Diesen Posten sollte nun das islándische Naturkind einnehmen, das allerdings nicht nur bildschön, sondern auch klug, fein ge- gebildet und poetisch veranlagt, uberhaupt ein interessantes Wesen war. Christiane fiigte sich denn auch bald ganz gut in dieses gelehrte Heim, in dem zumeist nur Professoren und Studenten verkehrten. Jeden Donners- tag gab es einen Studenten-Abend, der aber ziemlich gedámpft bei Gnau- spiel (dem der Herr Etatsrat selbst prásidierte), Smörrebröd, Thee, Punsch und váterlich-professoralen Ermahnungen und Gespráchen verlief. Auch Christiane muBte an diesen Abenden teilnehmen. Sie konnte jedoch an Un- terhaltungen solcher Art keinen Geschmack finden und hat sich auch den jungen Leuten gegenúber kuhl Verhalten, wie denn úberhaupt ihr eigenarti- ges Wesen zunáchst weniger anziehend als Scheu erweckend gewirkt zu haben scheint. ,,Man sah auf sie und bewunderte sie wie ein schönes Ge- málde. Aber weiter kam man nicht. Sie erschien fúr Fremde unzugánglich, was vielleicht darin lag, daB sie, die höchst poetische Tochter des Nord- landes, damals mit den leichteren Konversationsgegenstánden, welche die Mode jener Zeit zum Unterhaltungsstoff fúr die jungen Leute machte, noch gar nicht vertraut war, ja ich kann wohl sagen, sie tiberhaupt niclit ver- stand. Wenn sie nur dem Gnauspiel, das sie gráulich langweilte, entwischen konnte, setzte sie sich in der Regel abseits mit der kleinen Kousine und las mit ihr irgend ein sentimentales Buch“, erzáhlt uns eben diese ihre Kousine Benedikte1. Pflegeeltern und Tochter gewannen einander bald so lieb, daB Christiane auch nach Ablauf des ursprúnglich fúr ihren Kopenhagener Aufenthalt inAussicht genommenen Jalires in ihrer Stellung verblieb. Diese unschein- bare Fugung des Schicksals war fúr sie jedoch von der gröBten Bedeutung- Sie sollte ihr Heimatsland nie wiedersehen. Aber der schönen und klugen, jedoch bescheidenen und anspruchslosen Islandstochter wurde nun bald ein wunderbares groBes Erlebnis zuteil, das wohl nur ganz wenigen ihrer Landsmánninnen vor und nach ihr beschieden war und auch ihren weiteren Lebenslauf bestimmen sollte. Sie durfte námlich an einer groBen, auf zwei Jahre berechneten Reise teilnehmen, die Thorlacius mit seiner Frau 1826 zum Studium der Altertúmer aus der klassischen Zeit nach Italien unternahm. Man reiste (in wohlausgestatteter eigener Equipage und mit einem Diener) úber Berlin, Plalle a. d. Saale, Dresden, Prag, Wien, Salzburg, Múnchen, Venedig, Bologna, Florenz nach Rom, Neapel und Sizilien und von da úber Paris, Bern, Bonn, Hannover zurúck nach Kopen- 1 Livserindringer, S. 53. 8

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