Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1927, Síða 2
Verwandelt wirds in Stein mit FleiB.
In diesem Fand sind d’ Raben weiB,
Sampt auch den Fiichsen, Falcken, Beern,
Allein sie weiB da gefunden wern.“
Dieses in der neueren Diteratur iiber Island, einschlieBlich Thoroddsen,
meines Wissens nirgendwo erwáhnte Gedicht findet sich in „Wolfgangi Hilde-
brands vielvermehrter Magia naturalis", Buch 3, Blatt 12, Arnstadt 1645.
W. Ilildebrand aus Gebesee (unweit StrauBfurt) in Thiiringen veröffentlichte
seine Magia in vier einzeln erschienenen Biichern, die der Bucbhándler Jo-
hann Birckner zu Erfurt zusammen wiederholt herausgab; die Widmung (De-
dicatio) der 1. Aufl. ist von 1614 datiert. Hildebrand entnahm das Gedicht
aus ,,Ein neuw Gastmahl . . . descriptionen von der ganzen Welt . . .“ des
Schweizers Johannes Rudolf Rábmann (oder Rebmann), das in 1. Aufl. 1609
zu Bern erschien. Wir finden in dem Gedicht die Auffassungen, die im 16. Jh.
in Deutschland iiber Island verbreitet waren, und die sich u. a. auf Saxo Gram-
maticus, Königsspiegel, Sebastian Miinster, Olaus Magnus, Kaspar Peucer
usw. stiitzten.
Die Hekla galt im Auslande (nicht auf Island) als ein Teil der Hölle; man
sah die Seelen wie schwarze Geier xiber die Felsgrate fliegen und hörte das
J ammergeschrei der Verdammten. Die beiden anderen (schneebedeckten)
Feuerberge stehen auf den alten Karten Islands als mons crucis (Kreuzberg)
undmonssanctus(Helgafell); wahrscheinlichsinddiesVerwechslungen mit den
Vulkanen Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull (Katla) siidsiidöstlich der Hekla.
DaB das Feuer der Hekla keinen Flachs beschádigen soll, geht auf Saxo
zuriick und gilt als eine Verwechslung von linum (Flachs) und lignum (Holz,
das auf gliihender Eava ohne Flamme schwelen soll); ebenso wird die Feuch-
tigkeit, die ,,wie geschmolzenes Wachs“ aus einem der Brunnen flieBt, als eine
Verwechslung von cera (Wachs) und cerevisia (Bier) gedeutet. Die Islánder
nennen heute noch die kohlensauren Quellen auf Island ölkeldur, d. h. Bier-
quellen. Die Quellen, die alles in Stein verwandeln, sind natiirlich die kiesel-
sauren Quellen wie der GroBe Geysir und viele andere. Zum Vergleich sei ver-
wiesen auf Thoroddsen, Geschichte der islándischen Geographie, deutsch von
August Gebhardt, Bd. 1 (1897), Seite 62 u. 133. Heinrich Erkes
II. DER ROMAN „GESTIR“ YON KRISTÍN SIGFÚS-
DÖTTIR
Durch die Eiebenswurdigkeit von Herrn Erkes (Köln) gelangte ich in den Be-
sitz des Romans ,,Gestir“ von Kristín Sigfúsdóttir. Was mir Herr Erkes
iiber die Verfasserin mitteilte, lieB mich das Buch mit besonderer Spannung
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