Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1927, Side 11
nen Gletschertypus ist auf der ganzen Welt nur an wenigen Stellen zu finden,
und so hinterláfit eine Reise irn Gebiet des öræfajökull einen gewaltigen,
unvergefilichen Eindruck.
Und nun zuxn Bilde selbst. Im Vordergrunde der öde, steinige Skeiðarár-
sandur, die helle Uinie in ihm die Skeiðará, welche hinter den vier Personen
in sieben, durch Kiesbánke getrennten Annen, denSander durchströmt. Der
breite, zum Teil mit schwarzer vulkanischer Asche bedeckte Eiskuchen ist
durch Vereinigung zweier Gletscherzungen, des Skaptafellsjökull und
des Svínafellsjökull entstanden. Von diesen strömt der erstere aus der
breiten öffnung im Bilde links heraus, zur Uinken begrenzt durch die schwarze
Steilstufe der Skaptafellsheiði, die in einer Reihe von Tindern im Skarðátin-
dur bis zu 1385 m aufsteigt. tíber der breiten öffnung sieht man in der
Höhe Schneeberge des Vatnajökull, von dem der öræfajökull ja nur ein
nach Siiden vorgeschobener Posten ist. Er birgt bekanntlich den höclisten
Berg Islands, den 2119 m hohen Hvannadalshnúkur, dessen von schwarzen
vulkanischen Felsen gestutzter Schneedom sich bei klarem Wetter wie ein
Márchentraum im atlantischen Ozean spiegelt. Der Skaptafellsjökull steigt
in etwa 1300 m Höhe vom Vatnajökull herunter, bildet zwischen der
Skaptafellsheiði und dem Hafrafell eine gewaltige, prachtvolle, 15 km lange
Gletscherzunge und mundet, eine sichelförmige Stirnmoráne bildend und
mit dem Svínafellsjökull verschmelzend, in etwa 80 m Seehöhe in den
Skeiðarársandur.
Ganz rechts im Bilde ragt eine dunkle Wand, die Svínafellheiði, auf, im
Skarðstindur erreicht sie eine Höhe von 1081 m. An ihrem Fufie liegen, irn
Bilde nicht sichtbar, die Höfe von Svínafell, darunter auch das Heim unseres
Wasserfúhrers, in dem wir nach Durchquerung der eiskalten Skeiðará mit
heifiem, vorzúglichen Kaffee erquickt wurden.
Der öffnung links von der Svínafellsheiði entquillt der Svínafellsjökull.
Auch er, ein Gletscher völlig alpinen Charakters, steigtin etwa 1200 m Höhe
vom öræfajökull herab, bildet zwischen der Svínafellsheiði uud dem
Hafrafell eine 10 km lange Gletsclierzunge, vereinigt sich in etwa 195 m
Höhe mit dem Skaptafellsjökull und múndet, ebenfalls eine Stirnmoráue
bildend, in etwa 140 m Seehöhe in den Sander. Der im Bilde schön wieder-
gegebene, gemeinsame Eiskuchen der beiden Gletscher besitzt eine Breite
von 8 km.
Die schwarze Wand links von der Svínafellsheiði ist das Hafrafell, dem
auch die dunklen, zum Teil mit Schnee bedeckten Spitzen links davon zu-
zurechnen sind.
In die Ostflanke der Svínafellsheiði ist ein kleines Tal, der Hvannadalur,
eingeschnitten. tíber seinem Ursprung erhebt sich, melir als 1000 m höher,
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