Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1931, Blaðsíða 17
dem die Insel unbekannt sei, iibermittele er eine vollkommene Darstellung des eigen-
artigen und grandiosen Charakters ihrer Natur. Island, nicht nur so, wie es sich dem
Auge von auBen her darbietet, sondern wie es seinem inneren Wesen nach sei, gebe
er in seinen Werken wieder; mit dem Erscheinungsbild biete er zugleich auch das my-
stisch-mythische Wesen des Landes. Stefánsson sei kein Kilnstler, dem eine angeborene
Geschicklichkeit zu eigen sei; in harter und zaher Arbeit habe er sich das Rustzeug
seiner Kunst geschaffen und in einer gliicklichen Vereinigung von Gefiihls- und Ver-
standeskráften bediene er sich seiner Kunstmittel.
Lange habe man ihn in seiner Heimat und in Dánemark, wo er zuerst in Kopenhagen
das Polytechnikum besucht und dann eine Zeitlang in der Malschule Zahrtmanns
gearbeitet habe, iibersehen und verkannt. 1909 ging er nach Paris und ward Schuler
von Henry Matisse, dann kehrte er nach Dánemark und nach Island zurúck, wo er
seither lebt und malt.
Die Ausstellung islándischer Kunst in Kopenhagen 1927 hat zuerst seinen Ruf be-
grúndet. Neben seinen Landschaften malt Stefánsson auch vorzúglich beseelte und
seine Modelle von innen her scharf erfassende Bildnisse, aber seine Landschaftsmalerei
ist doch die ausschlaggebende Seite seiner Iíunst; sie gibt ihm den gröBten Spielraum,
in seinen Werken auch das eigene Wesen auszudrucken. Charles Hunerberg
VI. JAHRTAUSENDFEIERN AN DEUTSCHEN
UNIVERSITÁTEN
1. Am 8. November hielt die Universitát Greifswald eine Festveranstaltung zur Jahr-
tausendfeier Islands. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. G. Neckel (Berlin). Dem schloB
sich die Uraufftihrung einer Festkantate von / ón Leifs an und die Auffúhrung eines
Island-Capriccio von Max Rábel.
2. Ebenso fand Anfang Dezember eine Feier an der Universitát Wiirzburg statt; diese
wurde von der Geographischen Gesellschaft gemeinsam mit der Gesellschaft fúr Lite-
ratur und Btihnenkunst veranstaltet. Es sprachen Geheimrat Prof. Dr. Sapper úber:
Natur und Wirtschaft Islands, und Prof. Dr. Schröder úber: Islands geistige Kultur.
VII. DAS JAHRBUCH DES VEREINS ISLÁNDISCHER
GEISTLICHER 1930
Das Jahrbuch des Vereins der islándischen Geistlichen wendet sich stets an ein
gröBeres Publikum und will allen Gemeindegliedern Kunde geben von den Fragen
und Aufgaben, die die Landeskirche bescháftigen, aber auch sonst Kenntnisse tiber
kirchliche Angelegenheiten vermitteln. Die islándische Kirche nimmt regen Anteil
an den Einigungsbestrebungen der christlichen Kirchen, zeigt, auf welchem Wege die
Landeskirche sich den Anforderungen der Zeit anpassen kann und muB, welche
Schwierigkeiten den Pfarrern in der Ausubung ihres Dienstes im Wege stehen (Streit
zwischen alter und neuer Theologie, zu groBe Sprengel, zu geringe Einnahme, Nötigung
zu Nebenerwerb der Geistlichen u. dgl.). Auch auf pádagogischem Gebiet sucht man
den Fortschritt und setzt sich mit den Anforderungen an den Religionsunterricht und
dessen fruchtbarer Gestaltung auseinander, wobei die Fragen der Arbeitsschule er-
örtert werden. Ein Aufsatz berichtet uns von der Feier der 900. Wiederkehr der
Schlacht von Stiklastaðir, wo Oluf der Dicke (der sogenannte Heilige) fiel, in Niðaros
und Stiklastaðir. Der Bischof des Landes, Dr. Jón. Helgason, der im vorigen Jahre
úber die Kirchengeschichte Englands berichtet hatte, ftihrt diesmal in groBen Zugen
die Entwicklung der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert vor, eine sehr lehrreiche
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