Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1991, Side 20
10
meine seriosen wissenschaftlichen Absichten unter Beweis zu stellen.
Aber es gelang: der Mårchenprinz bestand die qualifizierende Prii-
fung und der anfångliche Gegner wurde zum unermiidlichen Helfer,
der mir jahrelang in meinen Bemiihungen um die islåndische Sprach-
forschung beistand. Glucklich iiber den Umstand, dass ich in jenem
Kopenhagener Herbstsemester 1949 einziger, dafur aber um so
engagierterer Interessent seiner philologischen Ubungen war, Hess er
mir jede erdenkliche Hilfe angedeihen, schrieb ein wunderschones
Gutachten iiber meine Arbeit iiber die GuQbrandsbiblia und bot mir
auch sogleich die - fur mich fast kostenlose - Aufnahme in die Biblio-
theca Arnamagnæana an. Nur noch einmal kam es, bei den Vorberei-
tungen des Drucks, zu einer leichten Triibung. Da fand ich eines Tages
die im Zorn hingeschmetterte Bemerkung auf einer Seite meines
Manuskripts: »das ist schlechte Methode, wiirdig eines A.J.« Bald
darauf aber erschien das Buch (als Bd. 17), und nachdem mir klar
geworden war, dass Jons Bemerkung, dies sei ein wichuges Ereignis in
der Geschichte der Reihe, kein Witz war, durfte ich mit guten Grunden
annehmen, dass jetzt auch die Hauptpriifung des Helden bestan-
den war.
Doch damit noch nicht genug! Den glånzendsten Beweis fiir seine
menschliche Grossziigigkeit und seinen wissenschafdichen Weitblick
erbrachtejon Helgason einigejahre spater, als er auch die Aufnahme
meiner Habilitationsschrift in die Bibliotheca Arnamagnæana zu
betreiben begann. Hatte die Dissertation iiber islåndische Bibelspra-
che des 16. Jahrhunderts durchaus in den Rahmen der spezifischen
Zielsetzungen der Schriftenreihe gepasst, so war es durchaus nicht
selbstverståndlich, dass sich J6n in gleichem Masse auch fiir meine isl.-
norw. Haustierterminologie zu interessieren begann. Die letzdich
sprachhistorische Zielsetzung meiner Arbeit stand zwar von Anfang an
fest; aber die Anlage des Ganzen war so weit entfernt vom i.e.S.
Philologischen und der Druck derart kostspielig und kompliziert, dass
es noch weniger selbstverståndlich war, dass Jon auch die Publikation
in der Bibliotheca so energisch forderte. Fiir mich war das weit mehr
als eine okonomische Frage. Es fuhrte zunåchst zu einer Jahre
dauernden Verlångerung unserer freundschafdichen Zusammenar-
beit und zu zahlreichen Besuchen im Proviantgården, dessen gemiit-
volle Atmosphåre - mit dem zwar nicht hornblasenden, dafur aber
pfeiferauchenden Gotterwåchter im Vorraum - mir wie vielen andern