Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1991, Blaðsíða 192
178
allerdings auch Anlafi, die Frage, wer R:717 nach Schweden gebracht
haben konnte, neu zu iiberdenken.
Einer der Haupdieferanten des schwedischen Antiquitåtskolle-
giums frir islåndische Handschriften war Jon Eggertsson (um 1643-
1689), der allein 1682-83 ftinfzig islåndische Manuskripte fiir die
Schweden sammelte und tiberdies auch selbst Kopien islåndischer
Handschriften in Kopenhagen anfertigte.20 Dieser Jon Eggertsson war
eng mit sr. Eirikur Hallsson befreundet, die beiden dichteten sogar
zusammen einen Rlmur-Zyklus.21 Eggert, der Sohn Jon Eggertssons,
heiratete Ragnhei&ur, die Tochter des sr. Eirikur (und Schwester des
Hallur Eiriksson).22 Es miiftte fur Jon Eggertsson also sehr einfach
gewesen sein, ein Manuskript, das Dichtungen von sr. Eirikur Halls-
son enthielt und/oder aus dem Besitz des Hallur Eiriksson stammte,
zu erwerben und nach Schweden zu schaffen.
In dem Verzeichnis der Handschriften, die Jon Eggertsson auf sei-
ner Islandreise 1682-83 sammelte und dem Antiquitåtskollegium in
Rechnung stellte, ist kein Manuskript aufgefuhrt, das sich mit R:71 7
identifizieren liefte.23 Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dab Jon Egg-
ertsson nicht auch R:717 nach Schweden geschickt oder gebracht
haben konnte, denn dies war nicht die einzige Transaktion, durch die
er dem Antiquitåtskollegium Manuskripte und Bueher verschaffte.24
Uberdies landeten selbst Handschriften, die auf der Liste der Manu-
skripte, die Jon Eggertsson 1682-83 erworben hatte, aufgefuhrt sind,
auf ungeklårte Weise in der Sammlung der Bruder Salan.25 - Was låge
also nåher, als anzunehmen, dab Jon Eggertsson ein kleines Manu-
skript wie R:717, das er seinem Freund sr. Eirikur Hallsson oder
dessen Sohn Hallur verdankte, nicht dem Antiquitåtskollegium zu-
20 Siehe Bjami Einarsson, »Om Jon Eggertsson, Antikvitetskollegiets islandske agent.
Et trehundredeårsminde«, in: Gardar XV (1984), S. 5-20.
21 Die Cedrasrimur nach dem zehnten Kapitel des Buches der Beispiele der alten
Weisen, siehe meine Arbeit Die islandischen Ubersetzungen der deutschen Volksbii-
cher, Reykjavik 1989, S. 227-229. - Vgl. auch Rimnatal I, S. 99 und Hrolfs rimur kraka
(Anm. 17 oben), S. xxii-xxvi; auRerdem Bjami Einarsson (Hg.), Munnmælasogur 17.
aldar, Reykjavik 1955 (= Islenzk rit siSari alda VI), S. xl.
22 Siehe fslenzkar æviskrår I, S. 408-409 und III, S. 85-87.
23 Siehe G. E. Klemming, Ur en antecknares samlingar, 2. Aufl., Upsala 1880-1882,
S. 33-43.
24 Siehe Klemming (Anm. 23), S. 43, sowie Bjami Einarsson (Anm. 20 oben), S. 19.
25 Siehe Anders Grape, »Om brodema Salan och deras handskriftssamling«, in: Nor-
disk tidskrift for bok- och biblioteksvasen I (1914), S. 207-238, insbesondere S. 215.