Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1991, Blaðsíða 193
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kommen lieb, sondern an einen schwedischen Privatsammler ver-
kaufte?
Natiirlich mub auch dieser Versuch, das Schicksal der Handschrift
R:717 zu rekonstruieren, Spekulation bleiben - die Fakten sind zu
spårlich, als dab sie eine eindeutige Stellungnahme erlaubten. Aber es
scheint mir doch insgesamt mehr fur diesen Erklårungsversuch zu
sprechen als fur die eingangs referierte Konstruktion Godels.
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Wie die Uberschrift »Einn diktur af Andolosia, er sumir kalla Fortu-
natus« zu erkennen gibt, handelt die Rima von Andolosia, dem Sohn
des Fortunatus aus dem gleichnamigen Volksbuch.
Das deutsche Volksbuch von Fortunatus und seinen Sohnen wurde
erstmals 1509 in Augsburg gedruckt. Bestimmte Anspielungen lassen
vermuten, dab der Text zwischen 1470 und 1500 entstanden ist; sein
nicht bekannter Verfasser diirfte aus einer der groben siiddeutschen
Handelsstådte gestammt haben. Fortunatus wurde rasch eines der
beliebtesten Bueher seiner Art, allein im 16. Jhdt. wurde er mehr als
ein dutzendmal nachgedruckt.26
Die dånische Ubersetzung des Fortunatus entstand bereits im 16.
Jhdt. Die alteste bekannte dånische Ausgabe, von der nur Fragmente
erhalten sind, wurde 1575 in Kopenhagen gedruckt; die ålteste
vollståndig erhaltene dånische Ausgabe erschien zwischen 1672 und
1675 ebenfalls in Kopenhagen.27 Die dånische Ubersetzung folgt der
deutschen Vorlage recht genau, ist insgesamt jedoch etwas knapper;
neben den als ausgesprochen katholisch empfundenen Anrufungen
der Jungfrau Maria fallen dieser Tendenz zur Verkiirzung vor allem
weit ausholende Beschreibungen und Abschweifungen zum Opfer.28
Unter anderem fehit in der dånischen Version auch das moralisieren-
de Nachwort, das in der deutschen Ausgabe an den eigentlichen
26 Paul Heitz und Friedrich Ritter, Versuch einer Zusammenstellung der Deutschen
Volksbiicher des 15. und 16. Jahrhunderts, StraBburg 1924, S. 50 ff.
27 SieheV. Rosenkilde und C.J. Ballhausen, Thesaurus Librorum Danicorum 15th
and 16th Century, København 1987, S. 224. - Der Text der altesten vollståndig
erhaltenen Ausgabe ist abgedruckt in R. Paulli (Hg.), Fortunatus, København 1927 (=
Danske Folkeboger X).
28 Danske Folkeboger X (Anm. 27), s. xxxvii.