Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1991, Side 195
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Folkebog »Kong Soldan af Babylon«) das Wunschhtidein entfuhrt.31
Dabei tritt Andolosia an die Stelle seines Vaters Fortunatus. DaB es sich
bei dem Erwerb des Wunschhiitleins urspriinglich um eine spektaku-
låre Aktion handelte, kann bestenfalls der, der die Volksbuchprosa
kennt, aus dem Text der Rima heraushoren. Auf jeden Fall konnte der
Verfasser der Rima damit rechnen, daB Babylon bei seinem bibelfe-
sten Publikum ohne viel Erklårungen die passenden Assoziationen
wecken wiirde.
Fragen der sozialen Rangordnung, die im Volksbuch sehr stark
betont sind, spielen in der Rimagar keine Rolle. Agrippina ist nicht die
Tochter eines Konigs (und damit unerreichbar), sondern einfach adlig
(Str. 18), und Andolosia ist, in krassem Gegensatz zur Volksbuchvor-
lage, ebenfalls adliger Herkunft (Str. 9, 12). Deshalb wirkt auch die Str.
13 mit ihren Hinweisen darauf, daB sich Andolosia durch prachtvolles
Auftreten und Freigiebigkeit die Achtung Hohergestellter erwirbt, wie
ein blindes Motiv.
In der Rima nimmt die Zauberei einen wichtigeren Platz ein als im
Volksbuch, was nicht nur daran liegt, daB die Rima viel anderes
verkiirzt oder ganz weglåBt und sich deshalb das Gewicht zugunsten
der schwarzen Kunst verschiebt. Die Rima charakterisiert Andolosia
zu wiederholten Malen als zauberkundig (Str. 22, 23, 26, 56); diese
Zauberkundigkeit ist nicht von den magischen Gegenstånden abhån-
gig, sondern es wird von ihr als einer personlichen Faliigkeit berichtet
(Str. 22,23). Andolosia selbst schafft sich das Wunschhtitlein, indem er
einen gewohnlichen Hut kauft und mit Zauberkraft ausstattet (Str. 24).
Die Information, daB er diesen Hut in Babylon erwirbt, wird erst in der
folgenden Strophe (Str. 25) nachgeliefert; wie schon erwåhnt, sind dies
offensichtlich Reste der Szene des Volksbuches, in der Fortunatus das
Wunschhutlein entfuhrt. - Hier wåre anzumerken, daB iiber die Her-
kunft des magischen Geldsåckels in der Rima keine Angaben gemacht
werden, Andolosia besitzt ihn (Str. 11), scheint ihn aber nicht von
seinen Eltern geerbt zu haben (Str. 10).
Ein zentraler, immer wiederkehrender Begriff in der Rima ist lukka,
das Gltick. Er wird allein (Str. 6, 34, 37, 38, 60, 62, 66) und in Zusam-
mensetzungen (Str. 8, 21, 53, 58, 59) verwendet und kann sogar die
31 Podleiszek, Anfånge (Anm. 29), S. 102, und Danske Folkeboger X (Anm. 27),
S. 134.