Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1996, Blaðsíða 208
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Arbor namque iuniperi pro foliis punctiones håbet. Sic quippe sunt hirsuta
quae profert, ut spinis similia contrectantem pungere ualeant. Spina uero est
omne peccatum, quia dum trahit ad delectationem, quasi pungendo lacerat
mentem. [...] Quid ergo per radicem iuniperi nisi auaritia designatur, ex qua
peccatorum omnium spinae producuntur? [...] Ipsa quippe latenter oritur in
mente, sed punctiones peccatorum omnium patenter producit in opere. [...]
In iuniperis ergo peccata, in radice uero iuniperorum quid aliud quam auari-
tiam, id est, materiam intellegimus peccatorum? [XX, X, 21 (Adriaen 1979,
1019 f.)]
Diese Schriftauslegung ist in zahlreichen mittelalterlichen Hiob-Kom-
mentaren und Naturauslegungen aufgegriffen worden.27 Aufgrund ihrer
weiten Verbreitung kann sie daher in christlich gebildeten Kreisen des
europiiischen Mittelalters als allgemein bekannt vorausgesetzt werden.
Diesem Milieu darf gerade der Autor der Laxdæla saga in besonderem
MaBe zugerechnet werden. Die Forschung hat ihn zumeist als Geistli-
chen angesprochen28 und auch die beiden von Peter Hallberg29 und
Marina Mundt30 als Verfasser diskutierten Sturlungenbruder Olafr
Pordarson hvi'taskåld und Sturla Pordarson verfiigten bekanntlich iiber
einen entsprechenden geistlichen Bildungshorizont.31 Hermann Pålsson
hat im Zusammenhang mit der Laxdæla saga auf die Dialoge Gregors
des GroBen aufmerksam gemacht.32 Da auch die Moralia in lob in Is-
land keineswegs unbekannt waren,33 konnte der Verfasser der Laxdæla
saga mit diesem Werk sehr wohl vertraut gewesen sein.34 Auf die be-
sprochene Stelle in der Laxdæla saga wirft dieser Umstand ein neues
Licht: Offenbar haben wir es keineswegs mit einem bloB quantitativen
27 Stellvertretend seien hier nur genannt Rabanus Maurus: De rerum naturis (De uni-
verso), 518 [Migne 1852] und Rupert von Deutz: Commentaria in lob, 1095 f. [Migne
1893],
28 Vgl. die Zusammenstellung bei Marina Mundt [1969, 13 f.].
29 Hallberg 1963.
30 Mundt 1969.
31 Vgl. Bjorn M. Olsen 1902, 212.
32 Vgl. Anm. 26.
33 Auf den Moralia in lob beruht mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Abschnitt in den Le-
genden aus dem Leben Abt Hugos von Cluny, die in mehreren Hss. mit Marienmirakeln
iiberliefert sind [vgl. dazu Heizmann 1985], Ausdriicklich genannt wird dieses Werk im
Codex Lindesianus (cl473): semflnz j bok jreiri er skyrt hejir lieilagur gregoriuspafi yfir
lifblezada guds uinar lob. (f. 55v.9-l 1) [vgl. McDougall 1983,458].
34 Da diese Auslegung im geistlichen Schrifttum weit verbreitet war, waren naturlich
auch andere Quellen denkbar. Ich mochte mich daher nicht ausschliefilich auf die Mora-
lia in lob festgelegt wissen.