Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Qupperneq 22

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Qupperneq 22
der Sache beziehen, das Weitere ist Sache der Regierung und des Althings. Wie man die Behauptung aufstellen kann, es werde dem Volke zugemutet, Lasten zuzustimmen, deren Tragweite es nicht ermessen könne, ist schlech- terdings unverstandlich. In mahnendem und warnendem Prophetenton wird von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, daB die jungen Leute damit einen Sommer ihres Lebens verlieren, und ihnen die Einnahme entzogen wiirde, die sie etwa im Winter zum Besuch einer Fachschule oder zum Erlernen eines Handwerks notwendig brauchten; man spricht von der Hárte, daB der einzige Sohn, der die Stiitze seiner alten Eltern ist, diesen entzogen werde, daB viele nötige Arbeit zu Hause ungetan bleibe, ja vieles uberhaupt ganz unterbleiben músse (und berechnet diesen Schaden auf hochúber 2MÍIL Kronen)1. Zunáchst antwortet H. J. mit der einfachen Feststellung, daB die Zahl der jungen Leute, die jeweilig zur Arbeit eingezogen sind, verschwindend klein ist im Verháltnis zu der sonst im Distrikt vorhandenen Arbeitskraft (also kann der Arbeitermangel doch nicht so riesig sein wie ein Gegner sagt) und die Einnahme der jungen Leute ist in den meisten Fállen so gering (keineswegs bare 3 Kr. fúr Tag und Mann, wie angesetzt wird!), daB der Nutzen, den sie von der Erfúllung dieser Pflicht fúr diejZukunft hátten, den Ausfall, wo ein solcher ernstlich vorliegt, bei weitem ausgleiclit. Fúr uns, bei denen die Militárpflicht weit tiefer in die ganze Bevölkerung eingreift und man doch natúrlich ganz andere Verlustsummen sich ausrechnen könnte, sind solche Einwánde nicht vorhanden; wir wissen, daB wirkliche Hárten, wo sie sich finden, immer gemildert werden können. Und wenn sich manche Islánder nicht mit uns, den Leuten aus dem Lande der Militárpflicht, vergleichen wollen, so sollten sie daran denken, wo der Stolz der freien Englánder in diesem von England angezettelten Krieg geblieben ist. 8. Schlufi Ob die Hoffnungen auf sittlichen und wirtschaftlichen Aufschwung, die H. J. an die Pflichtarbeit knúpft, berechtigt sind,' ob vor allem der doppelte Zweck, Nutzen fíir den Einzelnen und fúr den Staat sich zugleich erreichen láBt, ob die Kostenrechnung nicht zu optimistisch ist, ob es sich empfiehlt, bei landwirtschaftlichen Arbeiten die eine Abteilung praktisch im Sáen, die andere im Ernten anzuleiten und dgl. mehr, darúber steht mir kein Urteil zu. Mit Hohn aber darf die Sache nicht abgetan werden. Trotzdem hat man auch diese billige Art der Abfertigung sich zuschulden kommen lassen, indem z. B. ein Spottvers weit verbreitet wurde: O hve margur yrði sæll og elska myndi landið heitt, 1 Wenn diese Zahl richtig ware, bemerkt H. J., dann ware Island das glucklichste Land unter der Sonne. 22

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