Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1916, Síða 26
Poestion arbeitet ununterbrochen an einer weiteren Ausgestaltung, beziehungsweise
Fortsetzung seiner ,,Islándischen Dichter" der Neuzeit und der ,,Eislandbliiten" bis auf
die Gegenwart, obgleich leider keine Aussicht vorhanden sein soll, daB diese Biicher,
besonders das erstgenannte, eine Neuauflage erleben werden. Er iibersetzte teils fúr
diese Werke, teils fúr seine Reisebeschreibung schon bei 40 neue Gedichte (darunter
noch 10 von Bjarni Thorarensen, 7 von Benedikt Gröndal, 3 von Grímur Thomsen.).
Eine Monographie uber den letzten katholischen Bischof Islands, Jón Arason, „Is-
lands besten Sohn", hat er so gut wie abgeschlossen. P. hat auch eine sehr umfassende
Grammatik des Neuislándischen (nach dem Muster seines kúrzlich auch wieder in der
3. Auflage in Norwegen so viel geriihmten Lehrbuches des Norwegischen) ausgearbeitet,
jedoch mehr zu seiner eigenen Belehrung als in der Absicht, sie herauszugeben, denn
er findet, daB eine selbstándige grúndliche und wirklich zutreffende Darstellung der so
schwierigen islándischen Schrift- und Volkssprache auf theoretischem Wege durch eincn
Auslánder nicht möglich ist und daher nur von einem sprachgelehrten Islánder ge-
liefert werden kann. Ebenso hat P. schon vor 35 Jahren ein islándisch-dentsches und
deutsch-islándisches Wörterbuch begonnen, das er bis auf den heutigen Tag fortfúhrt
und in welches er bestrebt ist namentlich auch solche Bedeutungen, Ausdrucksweisen
und Redensarten aufzunehmen, auf dic in den vorhandenen islándischen Wörter-
búchern keine Rúcksiclit genommen wurde, die ihm aber durch Anfragen bei den Is-
lándern bekannt geworden sind. — Von einer schon oft von ihm verlangten und zuin
Teil schon vorbereiteten Neuauflage seines langst vergriffenen, auch bereits veralteten
Buches „Island" sowie auch von der Herausgabe eines ebenfalls oft von ihm abgefor-
derten kleineren, populáren und illustrierten Werkchens úber Island, Arbeiten, die er
wegen Zeitmangels noch nicht hatte ausfiihren oder vollenden können, glaubt er nun-
mehr ganz absehen zu können, seit Valtýr Guðmundssons „Island am Beginn des
20. Jahrhunderts" und P. Herrmanns Islandwerke vorliegen. Eine neue, um Alfen-
und DrauBenliegerstúcke vermehrte Auflage der „Islándischen Márchen" soll bei E. Die-
derichs erscheinen. Es ist sehr zu bedauern, daB P. fúr seine literarischen Arbeiten
immer nur so wenig Zeit zur Verfúgung gestanden hat.
Zum Schlusse noch die Mitteilung, daB P. seine groBe Bibliothek von Skandinavica,
besonders Islandica, der Universitatsbibliothek in Graz zu vcrmachen gedenkt, da er
an dieser Universitát (seines engeren Heimatslandes Steiermark) im Wintersemester
1874/75 bei Schönbach seine nordischen Studien begonnen hat und sich freuen wúrde,
wenn durch seine Schenlcung dort, wo Karl Weinliold sein klassisches „Altnordisches
Leben" geschrieben und Ferd. Khull der deutschen Lesewelt eine Anzahl islándischer
Sagas durch treffliche deutsche Ubersetzungen oder Bearbeitungen zugefúhrt hat, etwa
auch dem Neuislándischen die ilim gebúhrende Beaclitung zugewendet werden sollte.
V. NACHRICHTEN AUS ISLAND
I, Wie die Englander Island behandeln. WTB Kopenhagen, 26. Mai. (Telegr.)
Die englische Regierung legte Island íúr die Erlaubnis der Zuíuhr von Salz
und Kohlen auBerordentlich scharfe Bedingungen auf. Die islandischen Kauf-
leute mussen eine Erklárung unterzeiclinen, in der sie sich verpflichten, dem
englischen Vertreter auf Verlangen ihre Gescháftsbíicher und Korrespondenz
zur Untersuchung zur Verfúgung zu stellen, ferner weder Salz noch Erzeug-
nisse, íúr die Salz verwandt wird, nach England feindlichen Lándern oder
nach Dánemark, Norwegen, Schweden oder ITolland zu senden. Bei Uber-
tretung dieser Erklárung mússen die islándischen Ivaufleute eine hohe Geld-
strafe an England zahlen.
Ekstrabladet bemerkt hierzu: „Es scheint somit den Englándern noch
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