Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 9
und Segelfahrt hinaus auf die Hvallátur und nach Flatey und eine andere zu den
Brutinseln der Eiderenten, nahe Staður, machte. Es war gerade die Hauptbrutzeit.
Von Staður ging ich um den Gilsfjörður herum in die Dalasýsla, zum Langavatn, in
ðas Hörðurártal (Mýrasýsla) und auf die Baula (910 m), von der man eine ungemein
práchtige Aussicht hat (d. h. wenn das Wetter gut ist). In Borðeyri traf ich dann am
2o. Juni Reinhard Prinz und seinen neu aus Deutschland gekommenen Freund Erich
Konsemilller (stud. arch.). Sie kamen zu FuB von Borgarnes. Wir fuhren mit der
i.Esja", dem Kiistendampfer des islándischen Reiches, nach Akureyri und traten dort
am 27. Juni unsere groBe Wanderung an, die mich schlieBlich nach tiber drei Monaten
rings um das Land herum wieder nach Akureyri brachte.
Der Juni und Juli 1924 waren in Nordisland, besonders in den Þingeyjarsýslur, un-
gewöhnlich hart. Noch Ende Juni sind in den Hólsfjöll Schafe dicht bei den Höfen
im Schnee umgekommen. Wir waren 8 Tage am Mývatn. Wiesen und Walder waren
noch grau und tot. Nur Slúttnes begann sein grtines Kleid anzuziehen. t)ber die Krafla
und den Dettifoss kamen wir wieder zur Hrossaborg und nach Grímstaðir, von dort
nach Möðrudalur. Der Bauer dort hat im Winter 1923/24 seine beiden Nachbarn ver-
loren. Víðidalur im Norden und Rangárlón im Osten sind von ihren Bewohnern ver-
lassen. Es ist jetzt ein guter Tagesritt von Möðrudalur zu den ntichsten Höfen, Grfms-
staðir und Skjöldólfsstaðir.
Mitte Juli gerieten wir in dem Gebirge östlich Möðrudalur in die jetzt erst mit aller
Kraft einsetzende Schneeschmelze. Btiche und Fltisse schwollen ftirchterlich, und das
Fortkommen im Gebiete des Jökuldals und des Fljótsdalshjerað war auBerordentlich
schwierig. Bei Egilsstaðir gingen wir tiber das Lagarfljót. Der Wald von Hallormssta-
ður hatte gerade sein frischestes Grtin angelegt. Wir gingen noch einmal tiber das La-
garfljót, um den Hengifoss zu sehen, und verlieBen das „Hjerað" tiber die Þórudals-
Geiði nach dem Reyðarfjörður. In Eskifjörður genossen wir die Gastfreundschaft des
deutschen Konsuls, Guðmundur Jóhannessons, des Bruders Dr. Alexander Jóhannes-
sons. Wir krochen in die Doppelspatgrube im Helgustaðafjall (östlich Eskifjörður),
lieflen uns dann úber den Reyðarfjörður setzen und kamen so Föhrde um Föhrde in
den Hornafjörður, wo der Zufall am 2. August einen der amerikanischen Weltumflieger
vor unseren Augen landen lieB.
Von den groBen Sanden unter dem Vatnajökull durchquerten wir die meisten zu
)'uB, die Fltisse watend oder auf den Gletscher hinauf umgehend. Nur tiber die Skei-
^ará und Núpsvötn muBten wir uns zu Pferde bringen lassen. Jón Pálsson auf Svína-
iell brachte uns. Wir sind ihm ftir seine Opferfreudigkeit im tiefsten Herzen dankbar.
Am 7. August stiegen wir von Sandfell aus auf den Öræfajökull (2200 m). Leider zwangen
'tnmer stárker werdender Nebel und Regen uns zur Umkehr, ehe wir die höchste Spitze,
den Hvannadalshnúkur, erreichten.
Ein Versuch, von Breiðabólstaður in der Síða aus tiber die Lakireihe und den West-
rand des Vatnajökuls um den Langisjór herum an die Eldgjá zu kommen, fand am
Kaki in drei Tage anhaltenden, furchtbaren Regengússen ein klágliches Ende. Ent-
schádigt wurden wir einige Tage spáter durch einen gelungenen VorstoB aus den Skaptár-
tungur aufwárts an die Eldgjá, auf den Gjátindur und die Svartahnúksfjöll (16.—18. Au-
Sust). Am 20. August qúerten mir den Mýrdalssandur in einem wahnsinnigen Sand-
sturme. Aber der Mýrdalur lohnte dies Ungemach reichlich. Er ist gewiB die schönste
aller islándischen „sveitar" (bewohnten Landschaften). Die warmen, klaren Sonnen-
tage im Mýrdalur und unter den Eyjafjöll sind mir heute wie ein schöner Traum.
Im Gebiete des Markarfljóts stand die Njálssage und ihre Kámpfe und Helden ganz
lrr* Mittelpunkte unseres Interesses. Wir waren in Hlíðarendi und Bergþórshvoll, auf
^°n Höfen Ketils von Mörk und Ingjalds von Keldur, wir sahen die Knafahólar und den
unnarssteinn. Weiter ftihrte uns der Weg tiber Oddi, tiber Þjórsá und Hvítá an das
°G (o diese Mucken!) und das Þingvallavatn. Von Þingvellir gingen wir nordwárts
und bekamen im Kaldidal ur den Sturm und Regen, den Hannes Hafstein sich dort
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