Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 20

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 20
filhrer, und es ziemte sich nicht fiir die anderen, ihre Ohren zu verstopfen, wenn er sprach; denn er hatte in seinem Leben anderes zu tun gehabt, als mit Worten zu spielen- — „Und ich weiB nicht“, fuhr er fort, ,,ob es euch anderen nicht zu raten wáre, euern Heldenmut zu besánftigen; die Zeiten sind vorbei, da man Gott auf die Knie rang- Die Álteren waren daran gewöhnt, seine Worte gelten zu lassen; er hatte die lángste Zeit ihres Bootsfiihrerdienstes an ihrer Spitze gestanden, und sie wuBten, daB es da drauBen kein Spiel mehr war, wenn er sein Boot nacli dem Schuppen fiihrte. Es war unter ihnen wohl auch keiner, der dann daran gedacht hátte, eine Einwendung zu machen. Die jungeren BootsfUhrer aber meinten, daB sie Kerle fUr ihren Hut wáren, wie es heiBt, und hielten es nicht fUr nötig, Thord Thordsson zu fragen, was sie zu tun und 211 lassen hátten. Wenn sie nun einmal so weit waren, ein Boot zu ftthren, war es wohl ihre Sache, wie sie es ftthrten. Es war auch keinesfalls ausgeschlossen, daB man den alten Schlauköpfen bald zeigen könnte, daB der Bootsftthrer nicht ausschlieBlich voffl weiBen Haar und grauen Bart abhángig war. Der BootsfUhrer, zu dessen Mannschaft der Bauer gehörte, war einer der jungsten und kUhnsten. Er war ein tttchtiger Seemann und regierte das Steuer gut, aber ein eitler Geck war er auch und eigensinnig uber'die MaBen. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, sich den Ftihrerplatz unter den Dorffischern zu erkámpfen und hatte deshalb wiederliolt in diesem Winter seine Besatzung zusammengerufen, um mit ihr hinaus- zurudern. Das war sogar in solchem Wetter geschehen, wenn man bereits hatte wieder umkehren mtissen, als man kaum die Seekleider erst angezogen hatte. Die Álteren schUttelten den Kopf schon, wenn sie nur seinen Namen nennen hörten; die J ungeren, die sonst im stillen alle seiner Ktihnheit wegen zu ihm aufblickten, hatten ihm oft spöttisch ins Gesicht gelacht. Ihm aber schien dadurch nur sein Trotz zu wachsen, und sein Eigensinn duldete keine Hemmung mehr. Da geschah es einmal, daB der Bauer mitten in einer Nacht durch einen Ruf aus seinem Schlafe geweckt wurde. Die letzte Zeit hatte der Sturm gerast, ein unaufhör- licher Schneesturm von den Bergen her. Jetzt aber merkte der Bauer, daB es drauBen windstill geworden war und daB nur das dumpfe Dröhnen des Meeres sich noch hören lieB. Er erhob sich auf seinem Lager und blickte durchs Fenster. Es war noch ganz dunkel, so daB er den Bootsftthrer nur undeutlich erkennen konnte. — Als dieser nun aber das Gesicht im Fenster wahrnahm, rief er gedámpft, so wie die BootsfUhrer zu tun pflegen, um die anderen Hausbewohner in ihrem Schlaf nicht zu stören: ,,NimlU deine Seekleider, mach' schnell! Das Wetter klárt sich auf!" und ging mit raschen Schritten wieder davon. Der Bauer nahm sich keine Zeit zum Nachdenken und z°g sich eiligst an, und als er fertig war, ging er nach seiner Gewohnheit an das Bettchen seines schlafenden Töchterleins, um von ihm stillen Abschied zu nehmen. Er wuBte nicht recht, wie es kam, aber als er nun da vor ihm stand, wurde es ihm mit eineffl Male so schwer zu Mute. Er konnte noch kaum das Gesichtchen erkennen, nur un- deutlich sah er, daB es in tiefem, ahnungslosem Schlaf auf dem weiBen Arm ruhte- Sein Atem schien dem Bauern so eigentttmlich gequált zu gehen, als ob es keine guteU Tráume hátte. Und ihm wurde sein Herz mit jedem Augenblick schwerer und schwerer. — ,,Ach, das ist alles nur Einbildung!" flUsterte er vor sich hin, ohne sich da- bei klar zu machen, was er damit meine. Er hatte wohl auf die eigenen Gedanken ge' antwortet, aber ehe er sich zum BewuBtsein brachte, was fttr Gedanken das wareU. hatte er sie schon wieder vergessen. — Und nun kam ihm plötzlich ein fast unwidffl' stehliches Verlangen, das Gesicht seines Töchterchens zu sehen, ehe er fortging- u suchte schon nach einem Lichtzeug, aber als er endlich eins gefunden hatte, Uberlegte ef sich, daB er die Kleine vielleicht mit dem Licht aus dem Schlafe schrecken wttrde, uo lieB es bleiben. Dann besann er sich, daB es höchste Zeit sei, beugte sich schnell und kiilite die Luft ttber ihren Augen; denn sie mit dem Munde zu bertihren, wagte er nicht al,s Angst, daB er sie aufwecken wttrde. So nahm der Bauer an diesem Morgen Abschied von seinem Töchterchen. — 72

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