Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 16
Der Vorsitzende, Prof. Dr. Herrmann (Torgau), begriifit die Versammelten im Namen
des Vorstandes und gedenkt der seit der letzten Hauptversammlung gestorbenen Mit-
glieder, von denen mit Namen hervorgehoben werden Sanitiitsrat Dr. Cahnheim, der
Griinder des Vereins, die Ehrenmitglieder Geh. Hofrat J. C. Poestion, der Islandfreund,
der Europa auf dieses Land aufmerksam gemacht hat, ferner Professor Thoroddsen,
Islands gröfiter Geograph und endlich Geh. Rat Hugo Gering in Kiel, der bedeutende
Herausgeber islöndischer Texte. Zu ehrendem Gedenken der entschlafenen Mitglieder
erheben sich die Anwesenden von ihren Sitzen.
Der Trauer um die Toten tritt entgegen die Freude an dem Verein. Die Mitglieder-
zahl ist auf 360 gestiegen. Viele Geldopfer, auch von Islandern und Amerikanern,
waren nötig, um den Verein zu halten. Das Geschick des Kassenwarts, Herrn Dr-
Diederichs in Jena, hat alle Fáhrnisse iiberwunden. Mit Dank an die Mitglieder, die die
Vereinsschrift durch BeitrSge gefördert, besonders an die beiden Redakteure Dr. Heyden-
reich und Dr. Rudolphi, und Herrn Schönheit von der Firma E. Diederichs, der um
die Gestaltung der Hefte groBe Verdienste hat, und mit der Bitte um Einsendung vieler
Beitráge fíir die Mitteilungen aus der Mitte der Mitglieder schlieBt der Vorsitzende-
Herr Dr. Diederichs erstattet den Kassenbericht, der allerdings ein wenig erfreuliches
Bild gibt. Der Barbestand betrágt 670,80 Mk. Die AuBenstánde dagegen haben die
Höhe von 2860 Mk. erreicht. Einige Mitglieder sind seit 5 vollen Jahren im Ruckstande-
Es wird beschlossen, in Zukunft mit dem Versand des zweiten Jahresheftes Nachnahroe
eintreten zu lassen.
Der Vorstand wird beauftragt, ein BegruBungstelegramm an den Bruderverein „Ger-
mania"1 in Reykjavík und ein Beileidstelegramm an die islándische Regierung anláB-
lich der groBen Menschenverluste auf See durch Stúrme zu senden.
Herr Leifs beantragt, als Zweck des Vereins folgende Punkte aufzustellen: 1. An-
bahnung solider genauer Kenntnisse úber Island. 2. Anbahnung gesellschaftlicher,
persönlicher, wirtschaftlicher Annáherung. Darauf liest Herr Leifs einen Entwurf der
Satzungen fúr die Ortsgruppe Berlin vor. Der Vorstand wird beauftragt einen Satzungs-
entwurf zu beraten.
An Stelle des bisherigen Vorstandes soll ein Vorstand von 5 Personen treten. Nach
Iángerer Aussprache uber die Verteilung der Ámter einigte man sich dahin, daB von
der Versammlung ein Vorstand von 5 Mitgliedern gewáhlt und der Vorsitzende dieses
Kollegiums gewáhlt werden soll; die anderen Ámter verteilt der Vorstand unter sich-
Zum Vorsitzenden’wird Prof. Dr. Herrmann wiedergewáhlt, sodann die Herren Erkes-Köln,
Dr. W. Heydenreich, Dr. E. Diederichs und Archivar B. Einarsson. Fúr die Fáröer wird
Herr Dr. Rudolphi gebeten, weiterhin Schriftleiter zu bleiben. Dem Wunsche eines
Mitglieds, die Zeitschrift nicht nur auf philologische Zwecke einzustellen, sondern auch
auf möglichst viele andere Gebiete, ist der Herausgeber stets nach Kráíten nachgekom-
men. Die náchste Hauptversammlung soll wieder in Berlin stattfinden, jedoch mög-
lichst in den Abendstunden. Auch soll bei Festsetzung des Tages der Hauptversamm-
lung auf den SchulschluB geachtet werden.
Der Vorsitzende schlieBt die Hauptversammlung um 10.15 Uhr.
Daran schloB sich die öffentliche Jahresfeier der Vereinigung. In einem Hörsaal der
Universitát hielt Prof. Dr. G. Neckel in gewohnter formvollendeter Weise einen tief
eindringenden und sehr anregenden Vortrag úber Snorris Edda, die deutsche Poetik •
Das Katheder war mit der islándischen Fahne geschmöckt. Zahlreiche Gáste hatten
sich zu dieser Versammlung eingefunden.
Dann begaben sich die Teilnehmer nach dem Márkischen Museum, wo nach einlciten-
den und erláuternden Worten von Prof. Neckel öber die Fúrstenhalle und die Ncben-
1 Auf das BegrúBungstelegramm an den Verein „Germania" in Reykjavík ist um-
gehend ein Gegengrufl eingelaufen. 1 Dieser Vortrag ist abgedruckt im vorliegenden
Heft, S. 53 ff.
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