Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 22

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Blaðsíða 22
bewegt hátte, die Oberflaclie des Meeres ging doch in hohen, schweren Wellen, dje langgestreckten Htigeln glichen. Solche Wellen lassen immer einen nahenden SturW ahnen; es sind die ersten Vorboten des Unwetters. Man wuCte auch schon, was zu er' warten war, aber man blieb hartnackig beim verstockten Schweigen. Nur ab und 211 blickte man verstohlen in die ferne Finsternis hinaus mit bösem, trotzigem BlicU’ Allmáhlich lieO sich durch die nebelgraue Dusternis im Osten iiber dén fernen BergeU ein fahler Morgen blicken, und je heller es wurde, desto deutlicher und drohender traten die schwarzen Wolkenmassen drauOen iiber dem Meere hervor. Den Bauern dunkte es> daO er noch nie in seiném Leben einen so schrecklichen Unwetteraufzug wie dieseu vor seinen Augen gehabt hátte. Die Wolken tiirmten sich himmelhoch auf, gigantischeu Bergmassen áhnlich, unten am Meeresstrand tiefschwarz wie eine finster gáhnendc Höhle, oben aber die sturmgeballten Gipfel in der anbrechenden Morgensonne glutrot wie ein sich daherwálzender Lavastrom. — Ihm hatten die schicksalschweren Wortc des alten Thord Thordsson den ganzen Morgen in den Ohren geklungen, und er starrte mit wachsendem Unmut nach dem nahenden Unwetter; oft dachte er an sein Töchter- chen, und jedesmal war ihm dabei, als ob ihm eine eiskalte Hand nach dem HerzeU griffe und es zusammenpreGte. Endlich konnte er seine Angst nicht mehr verschweigeU und sagte; ,,Ich glaube, es wáre nun dasBeste, heimzufahren; wir haben einen weiteu Weg.“ Seine Rede blieb unbeantwortet. — Es dauerte aber nicht lange, so konnte Ban in der Ferne die scháumenden Kámme der Sturmwellen erblicken, die einer Schar weiGer Möven glichen, die so tief fliegen, daG sie die Erde mit ihren Fliigelspitzen 211 streifen scheinen. Bald hörte man auch das ferne Sturmestoben, das mit rasender EM° immer lauter wurde, bis es wie ein endloser Lawinensturz durch die Liifte dröhnte- da(3 einem dabei die Ohren halb taub wurden. . Da erhob sich der Bauer, griff nacli seinem Messer und schnitt die Fischleine durch- Ohne ein Wort zu sagen. — Der Bootsfiihrer sah es schweigend an; ihm war wieder die Farbe aus dem Gesichte gewichen. Endlich gebot er mit matter Stimme, das Segel aufzuziehen. In wenigen Augenblicken war das Unwetter da. Ein Orkan war és, uUC er brach mit so jáher Gewalt herein, daG an der einen Seite des Bootes das Meer nod1 glatt lag wie die Fláche eines, Spiegels, wáhrend es auf der anderen schon wie neugc fallener Schnee in die Luft hinaufwirbelte. Das Segel wurde nur zur Hálfte aufgezogen; denn mehr konnte das Boot nicht ver" tragen. Aber das geniigte. Es schoO durch die scháumende See wie ein Píeil. Schue ging es Iandwárts. Der Bootsfuhrer steuerte meisterhaft; schon unzáhlige Male hattc er mit seiner sicheren Hand, die jede List des Meeres im voraus zu erraten schien, sC1° Boot dem Verderben entrissen. Und wenn auch sein Gesicht jetzt die Farbe eines ToteU trug und die Augen ausgelöscht schienen, der Bauer hatte doch volles Vertrauen zu ihlU gefaGt und empfand mitten in dieser Stunde der alle Gedanken láhmenden Gefahr fhc höchste Bewunderung fiir ihn. , Nun nahte man sich aber der Kiistenbrandung, wo die Sturzseen höher sind u die Wellentáler gefáhrlicher als drauGen auf dem Meere. Drei Brandungsreihcl' hatte man zu durchsegeln, ehe das Land erreicht wurde, die eine immer gefáhrlich als die andere. Die erste und áuBerste hatte das Boot auch bald in ihrer Gewalt u schien es in den Himmel hineinziehen zU wollen. Ein ganzer Berg von Wasser 'vuC unter seinem Boden auf — immer höher und höher. Die Fischer wurden von einelU Schwindelgeftihl erfaOt, daG ihnen alle Sinne schwanden. Aber dann sptirten sic 1 ihrer dumpfen Betáubung, daO der Berg unter ihnen jáh zusammenbrach utid Boot in eine finstere Tiefe hinuntersttirzte. Es war, als ob Himmel und Erde in diesC_ Augenblick vergingen, und ehe es ein Gedanke fassen konnte, war alles aus. — A der Bauer wieder zur Besinnung kam, hing er am Kiel des Bootes festgeklafflUie Alle seine Kameraden waren verschwunden. Es láGt sich nicht sagen, was in ihm v das ging; er wuOte es selbst wohl nicht. Sein ganzes Ðenken schien anfangs in seinen Hánden gesammelt, die sich au 74

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