Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 16
daö Laxness diesen Humor auch auf seine Hauptpersonen wirft, nicht weniger
als auf die Nebenpersonen. Die Darstellungsmittel, die er hier gebraucht, hat er
manchmal von alteren islándischen Schriftstellern gelernt, wie Jón Thoroddsen
und Benedikt Gröndal, die beide Meister des humoristischen Stiles waren, oder
er ist hier in die Schule gegangen bei Landsleuten, die von nicht zu iiberbietender
Einfachheit waren wie Jón ólafsson, der Indienfahrer, und Eiríkur von Brun-
num. Diese Mánner waren echte Yertreter des breiten Yolkes und dessen kind-
licher Einfalt, die heute noch genau so da ist, und aus diesen lebendigen Quellen
hat Laxness vor allem geschöpft.
Ein ausgezeichneter Kritiker hat Laxness das Licht der neuen Zeit genannt,
die jetzt iiber Island dahingeht. Laxness, so sagte er, ist der Vertreter dieser
neuen Zeit, wie Reykjavik deren Stadt ist, und Dampfer und Trecker ihre Ge-
ráte. Der Unterschied in Laxness’ Arbeitsweise und der seiner Vorgánger, ja auch
seiner Zeitgenossen selbst, ist der Unterschied zwischen Sense und Máhmaschine.
Auf der anderen Seite fehlt Laxness noch die Festigkeit, die die Frucht einer fest-
gegriindeten Weltanschauung ist: er ist noch ein Suchender, in seinen Anschau-
ungen und in seinen Mitteln. Doch liegt auch gerade darin einer seiner Reize: er
ist wie eine Melodie, die einem halb gelernt im Kopf liegt und einen niemals zur
Ruhe kommen láBt.
Als Kiinder und Vertreter der neuen Zeit ist Laxness auf Island selbst mit ge-
mischten Empfindungen aufgenommen worden, und das um so mehr, als er sogar
fiir die Welt aufierhalb Islands zu ,,modern“ schien. Das bedeutet nicht, dafi
seine Landsleute ihn nicht zu schátzen wiifiten: dafiir zeugt das Interesse an
seinen Werken und auch der Umstand, daB man sie fiir wiirdig befunden hat,
sie aus den Mitteln und in der Reihe der Biicher des Kulturfonds (Menningar-
sj óJur) herauszugeben, eine Ehre, die bis j etzt keinem anderen freien Schriftsteller
zuteil geworden ist.
Es wáre zu wiinschen, daB Laxness’ Biicher so bald wie möglich in eine der
skandinavischen Sprachen und auch ins Deutsche iibersetzt wiirden, damit auch
der iibrigen Welt Gelegenheit gegeben wird, diesen seltsamen Vogel von Islands
Kiisten kennenzulernen.
Mit Ski und ScMitten iiber den Vatnajökull
von Helmut Verleger
Bericht iiber zwei geographische Reisen iiber den Vatnajökull und die
Ersteigung des Snæfell im Juni—Juli 1932 (Fortsetzung)
Nach dem Schneesturm gab es viel zu tun. Vor allem muBten unsere Joppen,
Hosen, Striimpfe und Handschuhe getrocknet, Ski und Schlitten wie immer
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