Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 45

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 45
auch kein selbstándiger Forsoher sein, vor der Öffenthchkeit zu Hilfe zu kommen. Ich habe von dem damals uber die Stellung der Frau und die Herkunft der Runen Gesagten nichts zuruekzunehmen1. Schon damals aber muBte der Mangel an Fúhlung mit den Schrift- quellen, der in Wirths Búchern zutage trat, beanstandet werden, derselbe Mangel, der ihn jetzt dazu verfuhrt hat, eine durchsichtige Fálschung wie die Ura-Linda-Chronik als quellen- echt auszugeben. Das germanische Altertum ist so groB und schön, seine Quellen fheBen so reich und klar, daB wir Sensationen wie diese gar nicht nötig haben. Schon die ungeschminkte Wahrheit allein kann uns befriedigen und erheben. Uns ist nur gedient mit ntichtemer, sauberer Sach- lichkeit. Paul Herrmanns wissenschaftliclie Arbeiten Von W. Heydenreich Paul Herrmann, dem Ostern 1930 verstorbenen Mit- begrúnder und langjáhrigen Vorsitzenden der Vereini- gung der Islandfreunde, ist im Mai d. J. in seiner Hei- matstadt Torgau an der Elbe von der Verbindung ehe- mahger Torgauer Gymnasiasten ein Denkmal gesetzt worden. Diese auBergewöhnliche Ehrung wird allen eine gute Tat bedeuten, die das wissenschaftliche Werk Paul Herrmanns und seinegroBenVerdienste vor allem um die Islandkunde einzuschátzen vermögen. Aus AnlaB der Denkmalsweihe schrieb Prof. Heydenreich fúr die Fest- schrift der Torgauer Verbindung einen UmriB des wis- senschaftlichen Werdeganges und Werkes von Paul Herrmann. In den Zeiten, in denen Paul Herrmann sein Studium begann, war es noch ziemlich selten, daB ein Studierender der deutschen Philologie sioh mit dem Nordischen bescháftigte; es wa- ren nur wenige, die den an sich recht natiirhchen Trieb in sich fúhlten, die nordischen Quel- len, von denen man nicht selten hörte, im Original kennenzulemen. In Berlin, wo P. H. studierte, war diesem Streben zu folgen, gúnstige Gelegenheit gegeben durch den Dánen Hofjory, der ganz nach Deutschland úbergesiedelt war. Als dessen Schtiler hat sich H. stets bezeichnet. Auf seinem EinfluB beruhte auch die Arbeit, mit der H. im Jahre 1888 an der Universitát StraBburg promovierte: Studien zum Stockholmer Homilienbueh. Es handelt sich hier um metrische Untersuchungen, die im Zusammenhang standen mit den da- mals durch E. Sievers zu neuem Leben erwachten Studien úber die Metrik der Eddalieder und der Skaldendichtung. So waren also die Bhcke des jungen Germanisten nach dem Norden gerichtet, und dieser Einstellung, mit der deutschen Philologie stets die nordische zu verbinden, ist er Zeit seines Lebens treugebheben. Diese Verbindung hat ihn aber nie zu dem Fehler gefúhrt, Altnordi- 1 ,,Was bedeutet Herman Wirth ftir die Wissenschaft Leipzig, Koehler & Amelang 1932, S. 11—20. Vgl. einerseits Neue Jahrbúcher fúr Wissenschaft und Jugendbildung 9, 1933, S. 406ff. = Erstes nordisches Thing, Bremen, Angelsachsen-Verlag 1933, S. 60ff., anderer- seits Verfasser, Liebe und Ehe bei den vorchristhchon Germanen, 2. Aufl., Leipzig und Ber- lin, B. G. Teubner, 1934. — Eine besonders klare Widerlegung der Echtheitsthese bietet die Schrift von W. Krogmann, Ahnenerbe oder Fálschung ? Eine Klarstehung in Sachen der Ura-Linda-Chronik, Berlin, E. Ehering, 1934. 107
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