Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Blaðsíða 79

»DER EUROPAISCHE BUND«
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Höchste im Menschen gelten soll, und so lange die Geschichte die
Annáherung zu friedlichen Yerháltnissen in der Vereinigung im-
mer zahlreicherer Massen zu immer grösseren Staaten, und in den
vervielfáltigten Beziehungen dieser Staaten auf einander und in
ihrer Begegnung in gemeinschaftlichen Interessen faktisch bestá-
tigt, so lange wird auch der Krieg immer nur als Mittel in Be-
ziehung auf einen Endzweck, der nicht der Krieg ist, und dieser
Endzweck als dereinst erreichbar, angesehen werden miissen.«
Der Krieg ist ein kráftiges Mittel gewesen, um die Völker ein-
ander náher zu bringen. Aber es wird wohl allgemein eingesehen,
wenn auch noch nicht offen zugegeben, dass der Krieg nicht einen
dauernden oder ruhigen Besitzstand begrunden kann. Krieg er-
zeugt immer wieder neue Kriege. Der Krieg lohnt sich auch nicht;
fast nimmer ist ein Resultat zuwegegebracht worden, das des Blu-
tes und Elendes, ja selbst nur des Geldaufwandes und der Giiter-
verwiistung, die der Kampf gekostet und verursacht, auch nur
einigermassen wert gewesen wáre. Die Fortsetzung des Krieges
kann nur zur Folge haben, »das vielgeriihmte System des Gleich-
gewichtes in eine Staaten-Oligarchie zu verwandeln, welche in
dem nothwendigen Conflicte ihrer ungeheuren Massen zusammen-
stiirzen, und die Wohlfahrt des ganzen Welttheils und die Cultur
seiner Völker unter ihren Ruinen begraben wiirde.« Ein wach-
sendes Verstándnis hierfiir tritt in dem sinkenden Ansehen des
Kriegshandwerks in die Erscheinung. Krieg ist auch nicht mehr
die Hauptaufgabe der Staaten. Die in allen Lándern anschwellen-
den Staatsschulden machen die Aufrechterhaltung des Systems
unmöglich. Die europáischen Völker sind so eng mit einander ver-
bunden, dass die Leiden eines einzelnen Gliedes die Wohlfahrt
aller anderen beriihren. Und inzwischen erwachsen dem zersplit-
terten Europa Nebenbuhler in den anderen grösseren Weltteilen.
»Es wird dem Europáer an Krieg nicht fehlen, wenn er auch in
einem Bunde vereinigt, nicht lánger in seinen eigenen Eingeweiden
wiithen darf.«
Aus diesen Voraussetzungen zieht Schmidt-Phiseldek nun
seine Folgerungen. Er geht hierbei vorsichtig zu Werke. Beschei-
den erklárt er, dass er nur auf einen von den Wegen hinweisen
wolle, auf dem die Idee eines europáischen Bundes verwirklicht
werden könne, und er ist ausserdem der Ansicht, dass diese Ver-
wirklichung nur stufenweise geschehen kann. Der erste Schritt
muss ein allgemeiner Verzicht auf den Krieg als Mittel zur Lösung
politischer Zwistigkeiten sein. »Mit diesem Schritte, der zugleich