Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Blaðsíða 206

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LE NORD
Die finnische Malerei hat unter Beachtung auslándischer Leh-
ren dem Eigenen in Volk und Land Ausdruck verliehen. Juho
Rissanen, T. K. Sallinen, Marcus Collin haben Töne von dii-
sterem Ernst hervorgeholt, von Schwere und Trotz, aber auch von
strahlender Vision und tiefer Innerlichkeit.
Eine nordischer Maler- und Bildhauerausstellung wie die, wel-
che im Sommer 1939 in Göteborg veranstaltet wurde, bekommt
unwillkiirlich den Charakter eines »Mánnerstreits« (»mandjaev-
ning«). Die Landsleute der Aussteller aus den verschiedenen Lán-
dern kommen in gespannter Erwartung und mit einer gewissen
Unruhe: niemand will gern ausgeschlagen werden oder nur den
ersten Platz abgeben. Wenn die Spannung auch verstándlich ist,
kann man nicht sagen, dass die Unruhe auf irgendeiner Seite
berechtigt ist.
Ein jedes der vier grösseren Lánder hat heute seine eigene
ausgeprágte, kráftig wachsende und reich facettierte Maler- und
Bildhauerkunst. Es ist schwer, die dánische, finnische, norwegi-
sche und schwedische Kunst qualitativ zu vergleichen. Die Kunst
eines jeden Landes besitzt ihre Stárke und wird von ihren Ge-
fahren bedroht, und es kommt in erster Linie darauf an zu
verstehen, was sie jede fiir sich und in ihrer Art zu geben haben.
Zu verlangen, dass Island sich quantitativ mit den grösseren Ver-
wandten messen können sollte, wáre unbillig. Man fragt sich
statt dessen mit Staunen und Bewunderung, ob irgendeine Be-
völkerung von entsprechender Grösse sich im Besitze der glei-
chen Kraft gezeigt hat wie das kleine Volk auf der kargen In-
sel im Nordatlantischen Ozean, eine Kunst zu schaffen, die zu-
sammen mit seiner Dichtung seine Eigenart zum Ausdruck bringt.
Von der Ausstellung in Göteborg von 1939 konnte man sagen,
dass sie durch ihre ganze Anordnung symbolischen Charakter
hatte. Einerseits hatte man die Möglichkeit, jedes nordische Land
fiir sich als eine Einheit zu betrachten, andererseits bildeten sie
alle ein Ganzes, ein Quintett, aus dem man die Stimmen heraus-
hören konnte, das aber in einem hellen und verheissungsvollen
Akkord harmonisch zusammenklang.