Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Qupperneq 12

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Qupperneq 12
liegen 2 warme Quellen, eine dritte ist unterhalb in einem Báchlein (ihre Beschreibung und Analyse bei Thoroddsen, De varme Kilder paa Island, Kop. igio, S. 237). Wir schickten einen reitenden Boten nach dem Hofe Rauðamýri, um den Fiihíer iiber die Gláma zu bestellen, aber er war niclit anwesend. Der Bauer tröstete uns aber damit, wir könnten einen anderen am Ende des Mjófifjörður bekommen, und fiihrte uns selbst am folgenden Tage um den innersten Zipfel des I'safjörður auf die beriichtigte Hestakleif, die schon Olaus Olavius einen ,,sehr beschwerlichen Bergweg" nennt. Dás Plateau war flach und langweilig, bot aber einen hiibschen Blick nach den arktischen Schneebergen der Snæfjallaströnd und dem Drangajökull. Durcli Birkengestrupp erreichten wir das Ende der „schmalen Föhrde". Drei arm- selige Höfe liegen hier dicht beieinander: Botn í Mj ófafirði, wo wir unter- halb der Hauswiese das Zelt aufschlugen, Kleifarkot und % Stunde nörd- lich am östlichen Ufer der Bucht Hörgshlíð. Ögmundur ritt sofort dahin, um den Besitzer Guðmundur Guðmundsson fúr den Glámuweg anzuwerben. Im schlimmsten Falle wáre noch der Weg vom Hof Heydalur aus am west- ichen Ufer des Mj ófifjörður durch das Tal gleichen Namens möglich gewesen. Am 16. August frúh 7 Uhr hielt Guðmundur púnktlich vor unseren be- reits zusammengepackten Koffern, und diese Púnktlichkeit, ein bei den Is- lándern auBerordentlich seltener Vorzug, nahm uns sofort ftir ihn ein, doch wurde es immerhin 9 Uhr 30, bis wir aufbrachen. Guðmundur war von MittelgröBe, das sympathische Gesicht mit den hellen, klugen Augen um- ralnnte ein rötlicher Vollbart, die Schultern waren etwas „gerundet"; er litt an einem Leistenbrucli, verschmáhte deshalb vom Plateau an ein Pferd zum Reiten und legte den ganzen Weg zu FuB zurúck. Er war viel záher als sein etwas gebrechliches ÁuBere vermuten lieB; unermúdlich stapfte er durch Geröll und Schnee, zog stets ein Packpferd mit starker Hand hinter sich und kletterte auf Steine und Felsen, um Ausschau zu halten, wenn wir uns verirrt hatten. Aber geradezu bewunderungswúrdig war, und das hátte ihm keiner von uns nachgemacht, daB er kaum 1 Stunde nach unserer Ankunft im Dýrafjörður sich wieder in Bewegung setzte und durch die dámmernde Nacht denselben Weg nach Hause zurúcklegte, glúcklich úber die 18 Kronen, die er als königliche Bezahlung zagend erbeten hatte. An den FúBen trug er leichte Schuhe aus Seehundsleder. Sie waren fúr den durchweg weichen Schnee áuBerst praktisch, aber in dem gráBlichen Geröll boten sie keinen Schutz, und die FúBe werden von den zackigen Steinen braun und blau gestoBen und gerissen sein. Er hatte mindestens ein Dutzendmal den Weg úber die Gláma nach dem Arnarfjörður gemacht, allerdings stets im Winter, und nie mehr als 6 Stunden gebraucht. Bei hellem Wetter sei der Weg ziemlich harmlos, lebensgefáhrlich aber bei Un- 54

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