Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Qupperneq 14
iibersprungen werden, nachdem die Fiihrer vorher untersucht hatten, ob
auch die Rander fest genug wáren. Mehr als einmal vei'sanken wir durch
den trugerischen Schnee in das Wasser bis úber den Bauch der Pferde,
und der arme Guðmundur watete weite Strecken zu FuB durcli auíge-
lösten Schnee und eiskaltes Wasser. Ganz wundervoll nahmen sich die
vielen kleinen und mehrere gröBere Alpenseen aus. An drei gröBeren kamen
wir unmittelbar vorbei, drei andere blieben etwas weiter zur Linken liegen-
Vom Ende des Bessátdalur bis zum letzten groBen, rechteckförmigen See
sind wir immer nw. geritten, die Entfernung wird etwa io km betragen,
wir behalten dieselbe Richtung noch ca. 2% km bei und bewegen uns in
gerader Richtung scharf nach Westen, so daB die höchste Höhe der Gláma,
Há-Gláma, direkt súdlich unter uns liegt, etwa 4 km von uns entfernt, und
ebenso darauf die Höhe Sjónfríð, etwa 2% km von uns durch riesige Schnee-
íelder getrennt, beide hell und scharf von der Sonne beschienen. Soviel
Mtihe wir úns auch geben, Eis ist nirgends zu finden, nicht einmal Ver-
gletscherungsstúcke wie etwa bei der H,kla. Bei der nahen Entfernung,
der hellen, durchsichtigen Luft und mit Hilfe unserer ausgezeichneten Fern-
gláser hátten wir es unbedingt wahrnehmen mússen. Uberall starren aus
den Schneemassen Steine hervor, der Schnee hat, wie wir úbereinstimmend
schátzen, höchstens eine Dicke von 10 m. Darauf úberschreiten wir ein
etwa 5 qkm groBes, zusammenhángendes, aber ziemlich lockeres und im
Abschmelzen befindliches Schneefeld, das wir das erste Mal von Kaldalón
auf der westlichen Drangajökull-Halbinsel gesehen hatten, und das direkt
in einen tiefen Einschnitt zwischen den Schneebergen zu ftihren schien, in
gut 1 y2 Stunden und erreichten mitten im Schnee eine mit Steinklötzen
úbersáte Stelle. Hier standen zwei Warten, hier kreuzten sich unser Weg und
der vom Hestfjörður ausgehende. Wir hatten also, wenn wir auch ein paar-
mal in die Irre gegangen waren, im allgemeinen die Richtung innegehalten.
Langsam begann der Abstieg, wieder durch Schneefelder, bis wir y2 6 Uhr
an einem kleinen See Halt machten, aus dem nach Angabe des Lokalfúhrers
ein Seitenarm der in den Dýrafjörður mundenden Botnsá entspringt. Die
Entfernung von dem zuletzt erwáhnten rechteckförmigen See bis zu diesem
betrágt etwa 4% km; von hier bis zum Fjord werden noch 8 km sein. Schon
fangen zerstreute Steininseln an, die weiBen Schneefelder zu unterbrechen,
und man merkt immer deutlicher, daB es bergab geht. Plötzlich wehrt ein
mit zalillosen, úbermannshohen, durcheinander gewúrfelten Klötzen be-
decktes Geröllfeld unser Vorwártskommen. Wir mussen absteigen und nach
allen Seiten Umschau halten. Unter uns liegen lange schwarze Lachen, in
denen die Pferde versinken wúrden. Wir bahnen uns unter entsetzlichen
Múlisalen einen Weg durch die Steine um die Klötze herum und ziehen die