Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Síða 16
der Botnsá und stieBen alsbald auf frisches, saftiges Gras. Der, wie in diesen
Gegenden gewöhnlich, amphitheatermáBig geformte Talgrund, der den
Fjord abschlieBt, war erreicht. Die Pferde waren nicht zu bándigen, immer
wieder rissen sie groBe Biindel mit den hungrigen Máulern ab und schnarpsten
laut beim Kauen vor Vergnugen. Ein Weg war noch immer nicht zu sehen,
immer wieder muBten wir die Richtung wechseln, bald rechts, bald links
vom Flusse reiten. Aber der Fjord blaute immer klarer und weiter vor uns.
Dann erreichten wir die Botnsá selbst, waren auf ebenem, fruchtbarem
Wiesenboden und schwangen uns 83/4 Uhr vor dem kleinen Hof Botn í
Dýrafirði aus dem Sattel. Wir schlugen geschwind das Zelt auf und schlupften
in den Schlafsack. Afs ich schnell noch meine Aufzeichnungen im Tagebuch
durchsah, schloB ich sie, in Ubereinstimmung mit mcinem Reisebegleiter,
die Worte dick unterstreichend: Die Gláma ist kein Gletscher; auch hat sie
weder an der Nordwest-, noch an der Nord-, noch an der Ostseite ein zu-
sammenhángendes Firnfeld.
III. Ergebnis
Der Glámuvegur geht also von Botn í Mjófafirði nachBotn í Dýrafirði,
JáBt sich bei gutem Wetter in ca. io Stunden zuriicklegen, ist etwa
33 km lang und bietet fur Geubtere keine besonderen Schwierigkeiten. Er
ftihrt c-twa 4—6 km nördlich der höchstcn Erhebung der Gláma, der Há-
Gláma, und geht abwechselnd úber riesige Schneefelder und höchst unan-
genehme Geröllfelder. Auf cler Gláma selbst entspringt kein FluB. 4 und
6 km östlich von ihr kommen zwei unbenannte Fltisse mit hellem, klarem
Wasser aus Seen; nach Norden entspringt, 6 km vom höchsten Punkt ent-
femt, ein Seitenarm der Botnsá aus einem kleinen See; 3 km naclr W.
flieBen zwei namenlose Seitenarme der Botnsá, die sich in den Borgarfjöiður
v.rgieBt, aus einem See. Auch die beiden gröBtcn, nach S. flieBenden Ströme,
die Vatnsdalsá und die Vattardalsá, entspringen nicht auf der Gláma und
fúhrten, als wir sie am 21. August passierten, kein Gletscherwasser, werden
auch nicht von den Anwohnern als Jökulsár (,,Gletscherfltisse“) bezeichnet.
Die Vatnsdalsá entspringt 15 km stidlich der Há-Gláma aus einem namen-
]osen, kleinen See, ergieBt sich in das Vatnsdalsvatn, einen See nördlich
des Vatnsfjörður, ist gut 9 km lang, also sehr kurz, aber sehr wasserreich.
Die Vattardalsá entspringt auf gleicher Höhe ca. 8 km östlich von dem See,
aus dem die Vatnsdalsá kommt, ist ca. 10 km lang und ergieBt siclr in den
Vattarfjörður. Von einem Gletschertor kann also keine Rede sein.
Unsere Reisegesellschaft, Benary-Erfurt, ögmundur Sigurðsson und Sohn
aus Hafnarfjörður, Guðmundur Guðmundsson aus Hörgshlíð und ich selbst,
hat keinen Gletscher und kein Eis gesehen, ebensowenig wie Stefán Ste-