Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Qupperneq 19
seiue Hilfe, weil er Brynhild urn ihrer selbst willen und nicht unv des Geldes willen
liebe. Hjálmar wird erwartet und betritt jetz;t die Buhne; er ist reicher Gutsbesitzer,
Bezirksvorstand usw. Kristján merkt sofort, daö dessen Kommen Frau Sigríð pein-
lich ist, und weil er weiB, daB Gesang ÖI auf erregte Wogen ist, veranlaBt er Brynhild
zu singen; sie singt das Lied vonÞorð Andrésson „Gízur tummelt froh den Renner".
Hjálmar wird dadurch angeregt und erzáhlt jetzt Frau Sigríð, wie alles gekommen
sei: seine Mutter sei kranlc geworden, da habe er das Studium aufgegeben und sich
zuruckgezogen, weil er nicht habe annehmen können, daB Sigríður, dic feine Stadtdame,
ihm aufs Land gefolgt wáre, um eine Bauernfrau zu werden. Aber darin hatte er sich
getáuscht. Sigriður wáre ihm gern úberallhin gefolgt. Die alte Liebe erwacht wieder
und es trifft sich gut, daB zwei Freundinnen von ihr, Frau Guðríður und Frau Thorkelín,
sic zu besuchen kommen. Diese ahnen bald, daB irgendetwas Besonderes in der Luft
liegt. Sie crhalten Kunde von der Verlobung Brynhilds und Kristjáns; inzwischen
kommt Johnsen betrunken mit der Flinte auf dem Riicken zuruck; sein Packpferd
war scheu geworden und die Flaschen sind alle zerbrochen. Er ist árgerlich und die
Nachricht von der Verlobung Brynhilds bringt ihn noch mehr in Erregung; da packt
er seine Frau an beiden Schultern, wirft sie nieder auf den Stuhl und schreit: Hedda
darf nicht verlobt sein I Nun wird es Frau Sigríð denn doch zu viel, und sie erklárt,
sich nicht mehr als soine Frau anzusehen.
Der 2. Aufzug spielt im Vorzimmer zum Tanzsaal; wir sehen das ganze Leben auf
einem Ball nach allen Seitcn sich spiegeln: Die einen tanzen nicht, die anderen árgern
sich, daB das Vergnúgen schon so bald zu Ende ist (t2 Uhr). Johnsen erfáhrt nun
erst, wer der Verlobte seiner Tochter ist und sieht die Sache jetzt ganz anders an. Er
klopft Kristján auf die Schulter: „Gott sei mit Ihnen, junger Mann! Behúten Sie
meine Hedda gut, Gott scgne Sie!“ Nun kommt Einar dazwischen und hofft, Johnsen
vor dem Zusammenbruch retten zu können; dessen Schulden betragen 6000 Kronen,
Einar crldárt sich bereit, fúr 4000 Kronen gut zu stehen, die fehlenden 2000 soll Johnsen
sich von seinem alten Freund Thorkclín Ieihen lassen. Johnsen IáBt einenToddi fúr
sich und Thorkelín mischen und schmeichelt ihm, um das Geld zu kriegen. Zu allenr
Ungluck aber hat Johnsen vorher Frau Thorkelín gelcránkt und so muB er es erleben,
daB seine Anleihe miBlingt. Ein Student, namens Sigurður, hált eine Rede auí die
Frauen, durch die sich Brynhild gekránkt fuhlt und den Tanzsaal verláBt. Johnsen
geht ebenfalls weg, um auf die Jagd zu gehen, dcr Tanzsaal Ieert sich etwas; vor der
Tiire begegnen sich Hjálmar und Sigríður. Diese ist jetzt, nachdem Johnsen sie vor
anderen beleidigt hat, weniger fest als vorher und sagt zu Hjálmar: „Ich habe mich
heute seit langer Zeit wieder einmal jung gefúhlt." Ein weiteres Aussprechen wird
durch das Dazwischentreten Kristjáns und Sigurðs verhindert. Kristján scldágt eine
Ruderfahrt vor, um dcn Staub des Tanzsaales abzuschútteln; unter dem Klange des
Marsches Napoleons úbcr die Alpen gehen sie hinunter an den Strand.
Im 3. Akt, noch an demselben Abend, sucht Hjálmar Sigríður auf; er will Abschied
nehmen, der Boden hicr im Súden, rneint er, sei ihm zu heiB unter den FúBen gcworden.
Er will die Ruderfahrt mitmachcn, wenn auch das Wetter sich vcrschlechtert hat. Das
Gesprach zwischen Hjálmar und Sigríð geht weiter, zunáchst úber das Leben in
Reykjavík, dann úber ihr eigenes, das nicht beneidenswert gewesen ist. Dazwischen
ist ein Sturm heraufgezogen, Schreckensrufe in der Ferne verbinden sich mit dem
Heulen des Sturmes; aber Sigríður kcnnt keine Augst, sie ist an dic See gewöhnt, das
Brausen der See hat ihr oft innere Ruhe gegeben; jetzt denkt sie nur daran, zu ihrer
Tochter zu ziehen, wenn diese verheiratet ist. Hjálmar aber bittet sie, mit ihm zu gehen,
und es fállt ihr schwer, scine Bitte abzuschlagen. Der Lárm auf der StraBe wird stárker,
schlieBIich kommt Einar, ganz durchnáBt, und meldet, das Boot sei gekentert und Krist-
ján ertrunkcn. Úber dem Larm ist Brynhild erwacht und hört, was geschehen ist.
4■ Akt. „Ein Schmerz ohne Tránen ist der schlimmste." Sowie Brynhild weinen
kann, ist sie auBer Gefahr. Frau Sigríður gedenkt sie unter den Schutz ihrer Freundin
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