Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Blaðsíða 25

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Hjálmar: So spát ? Wer ging am Fenster vorbei ? usw. Sigriður aber erklart alles auf natiirliche Weise, sie Iiebt das Meer und ist an Stiirme gewöhnt. Indriði benutzt so den Sturm etwas anders als es in der Dramendichtung úblich ist; sonst bezeichnet er die innere Erregung einer Person, z. B. des Königs Lear bei Shake- speare oder der Jungfrau von Orleans bei SchiIIer oder die Strafe und Zorn Gottes, wie bei Maeterlinck in ,,La Princesse IVIaIeine“. Dort ist beinahe im ganzen 4. Akt Sturm. Indriði verwcndet Donner und Blitz nur einmal und zwar im 3. Akt, um die Aufregung und den Schrecken der Zuschauer zu steigern. Auch diese Naturerscheí- nungen sind anders verwendet als sonst. I11 der Regel ist der Donner ein Zeichen Gottes, der Warnung oder Strafe, wie bei Shakespeare, bei Ibsen (im 2. Akt von „Kaiser Julian". Áhnlich der Blitz, der manchmal auch ein Zeichen des Teufels ist (z. B. bei Gocthe, Schiller). Auch die Sonne verwendet der Dichter am Ende des Stuckes. Die Morgensonne bescheint die Umarmung von Mutter und Tochter, sie bezeichnet Friede und Einigkeit, wie z. B. auch bei Ibsen in den „Gespenstern“ und „Kaiser Julian". Man könnte auch die Charaktere der einzelnen Personen in unserem Drama beob- achten und untersuchen, ob die einzelnen Personen in Gedanken uud Handlungen sich treu bleiben; ob sie ihrer Natur nach islándisch sind, ob sich bei ihnen, namentlich den Hauptpersonen, eine Entwicklung zeigt. Eine solche liegt z. B. besonders bei Sigríð selbst vor; man könnte darauf hinweisen, daB der Buchhalter Einar nichts Eigenartiges an sich hat, er ist nur ein Gegenstúck, „der schablonenhafte Biedermann", wie ihn Poestion nennt. Manches in dem Drama macht auch einen unwahrscheinlichen Eindruck, wie wenn z. B. Sigríður am Ende Johnsen eine Rose ins Knopfloch steckt, und manche Einzelheiten sind nicht genúgend begrúndet. Doch kann es keinem Zweifel unterliegen, daB, wie es nun einmal mit der dramatischen Dichtung Islands steht, dieses Stuck ausgezeichnet und sein Auíbau vorzúglich ist. Die islandische Schauspiel- kunst aber ist noch so wenig entwickelt, daB von ihr keine Abhilfe gegen allenfallsige Fehler im Stúcke selbst zu erwarten ist. Obersetzt von W. H. IV. EIN DEUTSCHES UNTERSEEBOOT IN DEN GEWÁSSERN UM ISLAND1 (Nach einem islándischen Zeitungsbericht) un ist es dahin gekommen, daB wir Islánder allen Ernstes den deutschen Untersee- 1 ’l bootkrieg beachten mússen. Kaum hat man sichere Kunde, daB ein englisches Schiff am Berufjord versenkt worden ist, kommt das islándische Fischerboot ,, Ran' ‘ von einer beabsichtigten Fahrt nach Fleetwood zurúck in den Hafen von Reykjavik, zur Umkehr genötigt von einem deutschen Unterseeboot, als es schon ziemlich nahe an seinem Bestimmungsort war. Der Bericht des Kapitáns Finnbogi Finnbogason úber dieses unerhörte Ereignis lautet foIgendermaBen: Am Sonntag, den 29. Oktober, nachmittags 3 y2, befand sich das Fischerboot „Rán“ etwa 70 Seemeilen von Barra Head auf der Fahrt nach Fleetwood mit gefrorenem Fisch. Das Wetter war klar, eine steife Brise wehte von West mit starkem Seegang. Da sah man in einem Abstand von 800 bis 900 m ein Unterseeboot auftauchen. Gleich darauf hiBt es das Stoppsignal und die deutsche Kriegsfahne und sendet gleichzeitig einen KanonenschuB zur Warnung, der wenige Meter vor der „Rán“ in die See fállt. Sofort stoppt das Schiff und signalisiert, daB es halte. Sofort wurden die Schiffsboote Iosgemacht und herabgelassen, was infolge des hohen Seegangs sehr schwer ging, und der ganzen Mannschaft befohlen, sie zu besteigen; wáhrend dies vor sich ging, kam ein zweiter SchuB vom Unterseeboot so nahe an die Steuerbordseite des Schiffs, daB die 1 Aus der Táglichen Rundschau. 67

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