Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Síða 32
Am 16. Juli 1914 bestieg Erkes den Schildvulkan Skjaldbreið bei Þing-
vellir. Ein Hauptzweck der Besteigung war, eine Erklárung fiir die auf-
fallende Fehlmessung zu finden, die der (1908 im Askjasee leider verun-
gliickte) Geologe W. von Knebel als Ergebnis seiner Skjaldbreið-Besteigung
vom 27. August 1905 seinerzeit veröffentlichte; v. Knebel bezeichnete nám-
lich Tiioroddsens friihere Messung der Gipfelhöhe des Vulkans von 1063 m ii. .
M. als falsch und stellte ihr seine eigene Messung von nur 780 m ii. M. ent-
gegen; die spátere Generalstabsmessung ergab tatsáchlich 1060 m. ii. M.
Erkes bestieg die Skjaldbreið, ausgehend von der Grasoase Ormavellir
von Westsudwest. Er konnte ungefáhr 3% Stunden lang bis 700 m ú. M.
úber das schneefreie, aber ziemlich stark zerkltiftete Gelánde des Vulkan-
mantels in weitem nördlichen Bogen verháltnismáBig schnell aufwárts
reiten; dann begann die vom Winter her noch ungeschmolzene Schneekappe.
Erkes lieB die Pferde zurúck und erreichte in fast gerader Linie úber den
Schnee in zwei Stunden den Kraterrand. Dieser bildet den höchsten Punkt
des Berges; der Krater war von geborstenem, zum Teil von den steilen
Rándern abgesunkenem Firn nahezu angefúllt. Die Höhenmessung nach
Aneroidbarometer stimmte mit der des Generalstabs genau tiberein. Den
Abstieg nahm Erkes, um eine möglichst genaue Obersicht úber v. Knebels
noch etwas nördlicher genommenen Weg zu gewinnen, in einem weiten
Nord-West-Súd-Bogen und folgte dann nach Súdwest der auf Þingvellir
zu geflossenen Lava.
Eine genaue Vergleichung der Angaben v. Knebels und seines Fúhrers
mit den Beobachtungen und Feststellungen, die Erkes machte, ergab nun
folgendes: v. Knebel war nach einem strammen Tagesritt (von Kalmanns-
tunga úber den Kaldadalsvegur) gegen Abend ab Brunnar, einem Gras-
platz (nicht Gehöft, wie Herrmann in seinem Island III, S. 89, irrtúmlich
bemerkt) 8 km nördlich von Ormavellir, allein und zu FuB zur Skjaldbreið
aufgestiegen; er berichtete, er habe geiade bei Sonnenuntergang den Gipfel
des Vulkans erreicht, den er 780 m ú. M. maB. Bei den groBen Entfernungen
und den aus der Unebenheit des Gelándes sich als notwendig ergebenden
vielen Umwegen, dabei der beschránkten Zeit, die v. Knebel vor der Nacht
zu Gebote stand, scheint es jedoch fast ausgeschlossen, daB er, mochte er
ein noch so guter FuBgánger und Bergsteiger sein^den Gipfel der Skjaldbreið
erreichte, woran seine Beschreibung des Kraters nichts ándert. Vielmehr
dúrfte sich v. Knebel bei Einbruch der Nacht im Zustand der Ermúdung,
als ein Opfer der auf Island háufigen und von vielen Islandreisenden be-
státigten Sinnestáuschungen sich in dem Glauben befunden liaben, er stehe
auf dem Gipfel des ausgedehnten Lavaschildes, wáhrend er nur einen als
Gipfel miBdeuteten Punkt in der von ihm richtig gemessenen Höhe von
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