Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Síða 5
Wenn nach Jakob Grimms Wort Island klassischer Boden ist fiir den
Freund germanischen Altertums, so ist auf diesem klassischen Boden Snorris
Edda die Akropolis. Gustav Neckel
n. ZWEIISLANDREISEN VON NIELS NIELSEN
Mitgeteilt von Heinrich Erkes, Köln
In den beiden Sommern 1923 und 1924 unternahm der junge dánische
Naturforscher Dr. phil. Niels Nielsen, Kopenhagen, je eine Forschungs-
reise auf Island. Der Zweck der ersten Reise war, etwaige Reste der alten
islándischen Eisengewinnung im Anschlufi an eine áhnliche Untersuchung
in Dánemark ausfindig zu machen und zu priifen. In mehreren álteren
Quellen, besonders auch in der altislándischen Sagadichtung, wird berich-
tet, dafi man auf Island die Kunst iibte, aus Raseneisenerz Eisen zu gewinnen;
sie wurde bis ins 15. Jahrhundert fortgesetzt. Nielsen setzte sich zur Aufgabe,
die Gewinnungsstátten auszufinden und die angewandte Technik fest-
zustellen; das Ergebnis war, dafi es in 46 Fállen gelang, Eisengewinnungs-
státten nachzuweisen. Die Herstellung ist nach zwei verschiedenen Methoden
vor sich gegangen, und man hat einen sehr gut erhaltenen Ofen gefunden.
Auch Geráte, Eisen, geschmiedete Gegenstánde usw., wie Erkes solche 1910
bei seinen Ausgrabungen zu Sandmúli fand und dem Altertuinsmuseum
zu Reykjavík uberwies, sind zum Vorschein gekommen.
Im Jahre 1924 hat Dr. Nielsen in Begleitung des islándischen stud. geol.
Palmi Hannesson in der Zeit vom 25. Juli bis 19. August die Gegenden
am Súdwestrande des Langjökull und am Súdrande des Hofsjökull bereist.
Mit einer Karawane von n Pferden und 3 Mann ging die Reise an der Hvitá
entlang zum Hvitárvatn, von dort nördlich um die Kerlingarfjöll herum am
Hofsjökull entlang bis zum grofien Amarfell und von da an der Thjorsá
entlang zurúck zu den bewohnten Gegenden. Der Arbeitsplan war, mit den
Weiden am Hvitársee und an der SO-Ecke des Hofsjökull als Basis, die an-
grenzenden, wenig bekannten Teile der isl. Binnenlandwúste zu erforschen.
Ain Hvitársee fúhrte Nielsen einige topographische Arbeiten aus und unter-
suchte das Gletschersystem des Eangjökull; femer erkundete er genauer den
Solkatla genannten Schildvulkan nördlich des Hvitárvatn, den zuerst i. J.
1905 der deutsche Geologe Walter von Knebel beobachtet hatte. Am Hofsjö-
kull stellte Nielsen eine topographische Untersuchung der bisher unbekannten
Gegenden zwischen dem Kerlingargebirge und der 1908 von Erkes besuchten
Oase Nauthagi an. Hier wurden drei bisher unbekannte, morphologisch
úberaus interessante Vulkanfelder nachgewiesen. Das gröfite „Illahraun“
war schon frúher den Bauem bekannt und ist auf den Karten Islands ein-
gezeichnet, jedoch wurde es bisher nicht wissenschaftlich untersucht. Die
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