Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Síða 8

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1925, Síða 8
der an Schönheit den anderen groBen Wasserfállen Islands nicht nachsteht. In Svar- tárkot am Svartárvatn1 trafen wir den islándischen Geologen Guðmundur Bárðarson und zwei andere Islander und einen Dánen, die gerade von einem Ritt an den Nord- rand des Vatnajökuls zuriickkamen und sich zu einem anderen in die Askja riisteten, um dort die Stelle zu untersuchen, an der Oktober/November 1922 ein Vulkanausbruch Btattgefunden hatte. Wir schlossen uns ihnen an und waren drei Náchte in der Askja (n.—14. August). Unsere Zelte standen am Trölladyngjuskarð, nicht weit vom Rande des 3/4 Jahre vorher entstandenen Lavafeldes. Es war noch nicht völlig erkaltet. Die Lava ist aus einem Spalt westlich des Knebelsees geflossen und deckt nach meiner Schátzung etwa den zwanzigsten Teil des Askjabodens. Es ist alles Blocklava, furchtbar zerrissen und zerklilftet und durchlöchert wie ein Schwamm. Die dtlnnen Wánde zwischen den Poren zerbrechen beim Darauftreten wie Glas. Stiicke, die wir uns einsteckten, wurden in der Tasche zu Staub. Ein rund 200 m breiter Lavastrom ist in den Knebelsee geflossen. Sein Uberschreiten war unglaublich schwierig und nicht ungefáhrlich. Filr Pferde ist es gánzlich ausgeschlossen. Die grauenhaft tote Natur, ohne Grashalm und Vogelschrei, das Wirken ungemessener Erdgewalten, die den Menschen wie einen Wurm zertreten, die dunklen Basalt- und Lavawánde, die wie Kerkermauern das weite Becken der Askja umschlieBen, dann der Blick vom Thoroddsenstindur súdwárts, vom Snæfell im Osten Uber die endlosen Schneefláchen des Vatnajökuls bis zu denen des fern im Westen verschwimmenden Hofsjökuls, die die untergehende Sonne mit leuchtendem Rosenrot Uberströmte, und vor allem der Blick von den Höhen fast senkrecht hinab auf den in der Dámmerung matt aufleuchtenden Knebelsee, der dort unten wie das Auge des zum Sprunge bereiten Tigers drohte und uns an das Schicksal zweier Landsleute mahnte, das allcs hat auf uns den gleichen tiefen, unverwischlichen Eindruck gemacht, wie ihn alle die schildern, die vor uns in der Askja waren. Das Gedáchtniskreuz ftir von Knebel und Rudloff fanden wir in argem Zustande. Wir trugen einige fortgeschwemmte Brettchen, die wir fanden, wieder heran, und auch das Ruder, das einzige, das der See herausgab, als er Forscher und Boot verschlang- Das Steinmal sahen wir nicht. Der Rtickweg aus der Askja, nach Trennung von den anderen, war sehr anstrengend und forderte den Einsatz unserer letzten Kráfte. Wir nahmen den Weg ostwárts nach Hrossaborg, den Ina v. Grumbkow 1908 in die Askja geritten ist. Zweimal 15 Stunden Marsch brachten uns an die Fáhre tiber die Jökulsá unweit Hrossaborg. Nebel und Regen und die schlechte Zeichnung der Karte spielten uns böse Streiche. Dann aber pflegte uns die alte Bauersfrau auf Grímsstaðir zwei Tage wie ihre eigenen Söhne. Und nach zwei weiteren Tagen waren wir in Þórshöfn am Þistilfjörður. Dort waren wir 10 Tage Gáste des nun verstorbenen Arztes Þorhallur Jóhannesson. Anfang September kehrten wir tiber Kópasker am Axarfjörður, 'Asbyrgi, Dettifoss Reykjahlíð, Skútustaðir und Goðafoss nach Akureyri zurtick. Die letzten Tage, vom 9.—11. September, lag schon in allen Tálern Schnee. Den Winter 1923/24 war Prinz in Hafnarfjörður, Lorenz in Isafjörður und icli wieder in Akureyri, lernend und unterrichtend. Erst der Frtihling sali uns wieder drauBen fern von den Btichern. Der Schnee lag 1924 in Nordisland sehr lange. So konnte ich noch Mitte Mai auf Schneeschuhen auf die Súlur (1135 m hoch, stidwestlich Akureyri) und den Vindheima- jökull (1466 m hoch, westlich Akureyri), dessen Gipfel ich allerdings nicht erreichte. Das Stidland aber hatte einen sehr milden Frtihling. Prinz machte in den Ostertagen eine lángere Wanderung auf die Halbinsel Reykjanes. Die erste Hálfte des Juni war ich am Breiðifjörður im Westlande, zeitweise t>el dem Pfarrer J ón Þorvaldsson auf Staður in der Reykhólasveit, mit dem ich eine Ruder- 1 Auch zwischen Svartárvatn und Skjálfandafljót sind die vorhandenen Karten völl'g falsch gezeichnet. 60

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