Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 8
willen nicht endlich den Platz bekommen sollte, der ihm gebiihrt. Es sollte bald
allgemein als ein TJnding gelten, dab junge Germanisten noch immer in grofier
Zahl von unseren Hochschulen kommen und tausende von Schiilern durch unsere
deutschen Schulen gehen, die von der reichsten und höchststehenden altgerma-
nischen Uberheferung und von ihrem unmittelbaren Fortwirken bis in unsere
Zeit keine Ahnung haben. Und sollten in dem neuen Zusammenhang der Dinge
nicht auch einige mehr noch sich mit Ernst daran machen, eine germanische
Sprache zu erlernen, deren Werke den dichterischen Ruhm der vormittelalter-
lichen Germanen zu unsterblichem Glanz entfacht hat, und die nicht tot oder
bis zur Unkenntlichkeit verkiimmert ist wie all die anderen alten Kulturspra-
chen, sondern noch heute auf den Lippen eines germanischen Volkes in artbehar-
render Ursprunglichkeit und fruchtbarstem Wachstum kraftig weiterlebt! i
Diderik Pining kámpft um Island
von Hans Friedrich Blunck
Wer er war ? Ich weifi, Leser, du hast den Namen jetzt hier oder dort einmal ge-
hört; man versucht heute, sich der eigenen Seehelden wieder zu entsinnen statt
trojanische Pferde anzubeten. Du hast vielleicht auch gehört, dafi die nordischen
Gelehrten uns Deutschen, die wir keine Zeit hatten, unsere eigenen Archive zu
erforschen, mitgeteilt haben, dafi einer der Unseren, ein Mann, der Vizekönig der
nordischen Meere war, zwanzig Jahre vor Christoph Columbus Nordamerika an-
segelte und dafi sie vermuten, jener kúhne Katalone, dessen Ruhm wir gewifi
nicht schmalern wollen, habe vermutlich von der Fahrt unserer drei Entdecker,
Hans Pothorst, Graf Cortereal und Diderik Pining erfahren. Sein Sohn erzahlt
wenigstens, dafi Vater Columbus auf Thule war, gerade nach jenen grofien Jah-
ren, als Diderik Pining Sibirien ersegelt, Grönland wiedergefunden und nach dem
sagenhaften Westen gefahren war.
Es war damals, um 1473, eine bunte Zeit im Norden und man hatte nicht viel
Zeit, aufeinander achtzugeben und noch weniger eine Entdeckung aus der ande-
ren herzuleiten. Die Hansa, die Jahrhunderte hindurch Herrin der Meere und
des Handels gewesen war, wurde tiberholt von den neuen Kaufmannskreisen, die
nach Súdfrankreich, Spanien und Portugal von Franken und Schwaben aus neue
Verbindungen ausbauten; Hamburg und Danzig hatten noch einmal in einem
sehr schweren und zerstörenden Krieg England niedergezwungen und die eng-
lische Flotte bei Kent auseinandergesprengt. Aber die Stadte hatten sich er-
schöpft, sie hatten im Osten fast tausend Stadte gebaut, sie liatten Handelskon-
tore in der ganzen Welt, aber in den Kontoren herrschte das Eheverbot, die
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