Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 27

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 27
34 Stunden waren wir auf den Beinen gewesen. 14 Stunden liatte der Abstieg gcdauert. Kaum batten wir uns niedergelegt, da jagtc der erste WindstoB ums Haus und peitschte die Birkenbiische im Gártchen. Das Unwetter vom Norden hatte die Tiefe erreicht. Am Nachmittag berichtete der Bauer, daB der FluB des Hoffellsdals unpassierbar sei. — Die zweite Reise und die Ersteigung des Snœfell Die Wetterlage blieb áuBerst schlecht. Tagelang, eine Woche, zwei Wochen — Sturm, Regen, Nebel in der Tiefe. Schneetreiben um die Bergkámme vom Hoch- gletscher her. Fjúk nennt der Islánder das. Wenn die Sicht den Svínafellsjökull hinauf zum Eisplateau klar war, stand dort zumeist eine hohe dunkle Wolken- wand. Keil wurde nach Reykjavik abberufen und reiste auf dem Landwege ab. Nun muBte ich also gleich 2 Begleiter suchen. Und es gelang, sie zu finden, ob- wohl die Heuernte gerade begonnen hatte. Der erste war Helgi Gúúmundsson, der álteste Sohn des Bauern von Hoffell. Er hatte bereits im Sommer 1926 zu- sammen mit 2 anderen Bauernsöhnen den Vatnajökull zweimal úberquert — meines Wissens die erste Úberquerung islándischerseits. Die Islánder waren da- mals westlich des Svínafellsjökull auf den Hálsar aufgestiegen, hatten an den Kverkfjöll den Schlitten zurúckgelassen, waren zwecks Umgehung der Jökulsá auf dem Dyngjujökull abgestiegen und von dort aus durch die innere Hochland- wúste, durch Askja und OdáJahraun nach Svartakót zum Nordlande vorgedrun- gen. Von Svartakót aus waren sie nach Akúreyri geritten und sogleich auf dem- selben Weg zurúckgekehrt. Auf dem Rúckwege úber das Eis muBten sie einer nach dem anderen mit Grippeanfállen kámpfen. Besonders erschwert wurden diese Úberquerungen, da sie weder Skiwachs noch Sonnenbrandsalbe hatten. Helgi war also der rechte Mann und besaB Eiserfahrung. Der zweite war Hlödver Sigurdsson, ein junger Lehrer, der wáhrend des Sommers Schwimm- unterricht in Höfn gab. Er war auf einem der innersten Höfe in Lón aufgewach- sen und besaB somit einige Ortskenntnis in den Bergen östlick des Vatnajökull. Des langen Wartens múde, wurde beschlossen, am 19. Juli den Aufstieg zu wagen, obschon das Wetter keineswegs gúnstig war. Morgens lag úber der Land- schaft dicker Nebel, der gegen Mittag aufstieg. Wolken hingen in den Bergen bis zu 500 m herunter. Úber dem Hochgletscher lagerte eine Wolkenwand, die sich von Zeit zu Zeit auflöste. Das Barometer stand auf 750 mm. Der eigentúmliche Stillstand der Wolken und die Windstille wirkten als Ruhe vor dem Sturm. Trotzdem bestiegen wir die Pferde und ritten um 18 Uhr los. Diesmal nur von zwei Mánnern begleitet, die die nicht notwendigen Sachen aus unserem Depot heruntertragen sollten. Wir beabsichtigten, das Depot ganz aufzuheben und den Rúckweg am Rande des Lambatungujökull zu wáhlen, wo wir auf dem Eise tiefer 89
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