Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Qupperneq 32

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Qupperneq 32
axt, Öljacken und Mántel mit. Wir gingen schnell. Zuerst waren die Moránen hiigelig. Dann wurden sie flacher, nach Norden hin sich langsam ahdachend. Das Gesteinsmaterial bestand aus Dolerit, Basalt und braunem Tuff. Hier und da traten Strukturböden, Bodenschubbildungen und bemerkenswerte Frostspren- gungen an Gesteinsblöcken in Erscheinung. Yereinzelt hatten sich kleine Pflan- zen auf dem Melarboden angesiedelt. Trotz dieses wiistenhaften Charakters fan- den wir einige Schafspuren im Boden. Das Snæfell sah von Suden her keineswegs leicht bezwingbar aus. Wir entdeckten einen ziemlich weit sich hinaufstrecken- den hellen Grat und beobachteten durchs Glas, daö dies fúr uns die beste Stelle zur Inangriffnahme des Bergmassivs war. Um 11 Uhr 20 hatten wir den EuB der vorgelagerten Kegelreihe erreicht und konnten feststellen, daB die Spuren der Vatnajökullvereisung bis hierhin reichten. Am Súdhang, der einigen Graswuchs aufwies, trafen wir auf mehrere Schafe. Nachdem wir die Vorkette in einem Kerbtal zwischen zwei Kegelbergen, die z. T. aus Tuff bestanden, úberschritten hatten, langten wir um 12 Uhr 35 nach dreistúndigem Marsche am FuBe des eigent- lichen Snæfellmassivs am Ende des auslaufenden Liparitgrates an. Wir legten hier die Mittagspause ein und nach einer kráftigen Stárkung machten wir uns um 14 Uhr 10 an den Aufstieg. Die Temperatur zeigte 10 Grad Wárme und das Barometer 800 mm am Kochplatz. Von Zeit zu Zeit lagen Hinderniswolken um den Schneegipfel. Wir lieBen unsere Jacken zurúck und nahmen nur das Seil, die Skistöcke, den Eispickel, die kleinen Steigeisen, Leica, Prismenglas, Island- karte, Routenbuch, KompaB, 2 Barometer und etwas Schokolade mit. Der Auf- stieg selbst ging schneller, als wir erwartet hatten, obwohl es sehr steil war. Meine islándischen Freunde schlugen ein Tempo an, als gálte es, den Berg zu stúrmen. Stellenweise muBten wir durch Nebelwolken hindurch. Als wir in die Region der Schneeflecke kamen, aBen wir Schnee, um den groBen Durst zu löschen. An dem letzten Absatz im Gestein wurde eine Warte errichtet, und um 16 Uhr 41 Min. erreichten wir das kleine Gipfelplateau. In nur 2x/2 Stunden hat- ten wir den Berg bezwungen. Das Schleuderthermometer zeigte -(- 5 Grad. Die Aneroidmessung ergab ungefáhr 1730 m (ohne Berúcksichtigung des Tempera- turunterschiedes und der Luftdruckveránderung seit Beginn der Reise). Einer wenige Jahre alten Höhenangabe nach sollte der Berg sogar noch etwas höher sein als der 2119 m hohe Hvannadalshnúkur1. Die erste Höhenmessung des Snæ- fell stammt von dem norwegischen Offizier H. J. Scheel aus den Jahren 1801 bis 1818. Diese trigonometrische Höhenmessung ergab 1822 m und diirfte wohl der Wirklichkeit am náchsten kommen. Die Aussicht, die sich vom Gipfel bot, war einzigartig. Deutlich konnte man den Aufbau der Landschaft erkennen: eine endlose Hochfláche mit aufgesetzten Inselbergen und wenigen erodierten Tálern. 1 Vgl. auch einige der neueren Uborsichtskarten Islands. 94

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