Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Síða 38

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Síða 38
Die Handelsbilanz ist fiir Deutschland immer auBerordentlicb stark aktiv ge- wesen, mit Ausnabme vom Jahre 1932, wo die islándische Binfuhr uberhaupt sehr stark gedrosselt wurde. DaB Deutschland als Lieferant Islands schon an dritter und als Abnehmer islándischer Produkte (Rohprodukte und Nahrungsmittel) an f iinfter Stelle steht, ist immerhin ein bedeutender Fortschritt. Es wird nicht wundernehmen, dafi das ganze Handelsvolumen Islands, auch gegeniiber Deutschland, in den Krisenjahren nach 1930, stark zuriickgegangen ist. Dem weiteren Ausbau der deutsch-islándischen Handelsbeziehungen steht, aufíer den bekannten allgemeinen handelshemmenden Erscheinungen, haupt- sáchlich die unglúckliche islándische Bankpolitik imWege, die nur fiir diePro- duktion oder höchstens fiir den Handel, wenn er in Verbindung mit der Produk- tion stand, Interesse zeigte, was sich als besonders gefáhrlich erwiesen hat, und folglich dem eigentlichen Handel wenig dienlich sein konnte. Hauptsáchlich da- durch ist die immer noch vorherrschende Stellung Dánemarks als Lieferant Islands zu verstehen, denn die dánischen Exporteure finanzieren vielfach den Import von Dánemark, wodurch diese den fiir den islándischen Importhandel fast verschlossenen inneren Kreditmarkt, zum Schaden fiir die islándische Wirt- schaft, teilweise ersetzen. Verantwortlich dafiir sind aberdieislándischenBanken. Als ein weiteres hemmendes Moment fúr den Ausbau der direkten deutsch- islándischen Handelsbeziehungen mufi die immer noch in Deutschland weitver- breitete Ansicht, daö Island zu Dánemark gehört, genannt werden. Es ist denn auch verstándlich, wie nachteilig es in vieler Hinsicht ist, dafi Island noch keine islándischen konsularen Vertreter in Deutschland hat, die mit den ganzen islán- dischen Verháltnissen und Bediirfnissen vertraut sein wiirden. Durch die jiingsten, aufierordentlich verschárften deutschen Devisenbeschrán- kungen, wonach die deutschen Importeure von dem Kassekontingent nur noch 5% (pro Monat) in Anspruch nehmen diirfen, drohte der Handel mit Island zu- sammenzubrechen. In diesen Tagen wird aber ein deutsch-islándisches Abkom- men, durch welches der Handelsverkehr einer neuartigen Regelung unterzogen wird, zustande kommen. Man konnte bis jetzt iiber den Vertrag nux erfahren, dafi ein „Sonderkonto" fiir Inlandzahlungen in Deutschland eröffnet werden soll, auf welches Konto Zahlungen fiir gewisse islándische Produkte, darunter bis 600 islándische Pferde (Ponys) und frische Fische, die auch kontingentiert sind, ein- bezahlt werden können. Dieses Konto wird dann dazu dienen, deutsche Waren, die nach Island eingefiihrt werden, zu zahlen. Es ist sehr zu hoffen, dafi dieser Vertrag fiir die noch ausbaufáhigen Handelsbeziehungen fiir beide Völker von Nutzen sein wird. Haniburg, Ende August 1934 100

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