Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Blaðsíða 42

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den, dem Namen des GescMechtes, in dem das Buch mindestens seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts vererbt worden ist, und aus dessen Besitz es erstmalig 1872 das Licht der Öffentlichkeit erblickte, herausgegeben von J. G. Ottema, damaligem Konrektor des Gym- nasiums zu Leeuwarden in der Provinz Friesland. Schon damals wurde der Inhalt von allen Einsichtigen abgelehnt und das Werk geradezu fiir eine Fálschung erklárt; „eine der plump- sten Betrúgereien, die der Welt in neuerer Zeit prásentiert worden sind“, nannte es 1876 der spátere Heidelberger Altmeister Wilhelm Breune. H. Wirth tritt nunmehr fúr die Quellen- echtheit dieser „sogenannten Fálschung“ ein und beantragt vor der gegenwártigen Öffent- lichkeit die Emeuerung des Verfahrens in Sachen der Ura-Linda-Handschrift. Auf diesen Antrag einzugehen, wird weder dem Verfasser vorliegender Erklárung noch ihren Lesem viel Zeit kosten; der Fall liegt klar fiir jeden, der Augen hat zu sehen. Wie schon angedeutet, bieten einen ersten AnstoB die sprachlichen Verháltnisse, ein- schliefilich der Namen. Die Friesen erscheinen als „Fryas Kinder“ und somit als Nachkom- men der Frya, die mit der Fria des einen Merseburger Spruches und also der Gemalilin Wo- dans identisch sein mufi; dabei lautet der Volksname lat. Frisii, Frisiones, altnord. Frísar, angels. Frésan und althochdeutsch Frieson, Formen, die untereinander ablauten, mit Fna (altnord. Frigg) dagegen nichts zu tun haben; die Schreibung mit y weist auf Kenntnis der altnordischen Göttin Freyja, deren Name wiederum mit den angefúhrten Namen unverwandt ist, die aber bekannthch auch sonst oft mit Fria-Frigg verwechselt worden ist. Nyhellenia ist die in diesem Buche geltende Form der insehriftlich belegten Nehalennia, die Mer auch Minerva heifit, das ist soviel wie „meine Erbgúter“ (afries. mina erva)i Aus dem ehrlichen Namen des Kaps Lindesnes an der Súdspitze Norwegens wird „Lindasnase“, Walcheren er- scheint als Walhallagara (!), und der alte Name der Stadt Múnster, Mimigardcford, als Mana- gardaforda, eine áhnhche a-reiche Phantasieform wie Walhallagara und Uro-Lindo. Am An- fang, vor der Zeit, heiBt es im Eingang, war Wralda, der — oder ,,das“, wie es an einer Stelle lautet — allein gut und ewig ist; die Zeit schuf dann alle Dinge, auch Irtha, die Erde, die ihrerseits Gráser, Báume und alles Getier hervorbrachte . . . Ihre drei Töchter, Lyda, Finda und Frya, speist Wralda mit seinem Odem. „Od‘ (Gottes Odem) trat zu ihnen ein, und nun gebar jede zwölf Söhne und zwölf Töchter, eine jegliche Julzeit zween, und von diesen stammen alle Menschen ab.“ Abgesehen von Irtha, der richtigen altfriesischen Form des Wortes „Erde“, handelt es sich Mer um lauter Unmöglichkeiten: Lyda und Finda sind die weiblichen heroes eponymi der Lyder und der Finnen, und somit rein ktinstliche Schöpfun- gen, Wralda ist entstellt aus den tatsachlichen altgermanischen Gestalten des Wortes „Welt“ (urgermanisch wer-alda-, wozu es sich áhMich verhált wie ura zu over); und Od ist eine be- liebi^e Abkurzung von „Odem“ oder Atem, wenn auch woM gleichzeitig beeinfluBt durch altnordisches óðr, das in Strophe 18 der Vpluspá bekannthch im Zusammenhange der Men- schenschöpfung durch die Götter vorkommt, eine Stelle, die der phantasievolle, auch in der Bibel, wie man hier sieht, belesene Verfasser sehr woM gekannt haben kann, da sie seit dem denkwúrdigen Jahre 1665 im Druck vorUegt. Fúr Benutzung altnordischer QueUen spricht auch die Namensform Wodin, die durch Anftigung eines w an Óðinn zustandegekommen scheint. Altfriesisch, wie Wirth behauptet, kann sie nicht sein, da das friesische Gegenstúck zu dem auf der Spange von KárUch auftretenden Wodin nur Wéden lauten könnte, ent- sprechend der gleichlautenden angelsáchsischen Form und neuenghschem Wednesday, man vergleiche altfries. béta „btiBcn", gréne „grtin“, éthel „Erbgut“, stéra „stárken" (= altnord. stœra, vom Adjektiv stör) usw. Nur ein Laie also kann darauf verfaUen, in Wodin eine Be- státigung der Echtheit und des hohen Alters der Handschrift sehen zu wollen, und dasselbe gUt von Wralda und den anderen soeben angefúhrten Beispielen, welche vielmehr das Gegen- teil drastisch beleuchten. Etwa denselben Befund wie die Namen weist die Sprache der Handschrift auf, die, wie langst erkannt und ausgesprochen, ein Gemisch aus feMerhaftem Altfriesisch und Neuhollán- disch darstellt. Die Schrift, in der das Ganze vorliegt, ist ein ktinstUches Gebilde, eine grazi- 104
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