Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Síða 51
gunsten Giinthers ausspricht. Fiir uns aber,
die als Forscher und Menschen der nordisch-
germanischen Welt angehören, werden die
nichtnordischen Beimischungen von beson-
derem Interesse sein. Dadurch, dafi Fremdes
aufgenommen ward, scheidet es nicht fiir uns
aus, sondem es wirft die Frage auf, wieso es
zu der Bereitschaft kam, daB man dies Frem-
de sich aneignete. Bs hat keinen Sinn, sich in
eine Rassereinheit zuriickzusehnen oder zu-
riickzuquálen, die langst verlassen wurde.
Mag das Bild der gesicherten, ausgeglichenen
Geisteshaltung einer unvermischten Rasse
noch so reizvoll sein: uns haben schon seitdem
Beginn unserer Geschichte gerade die Span-
nungen und Kámpfe GröBe und Gefahr ver-
liehen. Diese Spannungen rassemáBig zu be-
greifen, ist eine Aufgabe, die iiber Giinthers
Buch hinausgeiit, das uns zunachst die Aus-
gangsstellung von einer Rasse her angedeu-
tet hat. Das ist nicht nur eine Aufgabe sach-
licher Geistesgeschichte, sondem auch prak-
tischer Pádagogik: Wir lemen dadurch unsere
eignen Kráfte verstehen und unsem beson-
deren Gefahrcn begegnen.
Wer einer kurzen, sachlichen und guten Dar-
stellung von Art und Glauben der Germanen
bedarf, wird zu der Schrift von WaUerBaetke
greifen. Sie umfaBt in drei Abschnitten —
Grundlagen und Quellen, Götterglaube und
Kult, Ethos und Schicksalsglaube — die gan-
ze Vielheit der germanischen Weltanschau-
ung in schlichter, abwágender und klarerWie-
dergabe. Der Verf. will nicht weiterphiloso-
phieren von der Grundlage des Germanen-
tums aus, er hált nur gelegentlich, wenn es
ihm nötig scheint, Weiterdenkem den Spiegel
der Tatsachen entgegen. Der Leser braucht
sich nicht besonders auf das Buch einzustellen
oder einzustimmen, er kann sich vorbehaltlos
von ihm unterrichten lassen. Und der Ref.
braucht nicht mehr dariiber zu sagen als: Das
Buch ist gut; es hált, was der Titel ver-
spricht.
Die im vorigen Heft angekundigte Bespre-
chung islándischer Bucher erfolgt im nách-
sten Heft.
Nacliricliten
Vom Stabsamt des Reichsbauernfúh-
r e r s weilten vierHerren Dr. Metzner, Dr .Wolf,
Dr. Rechenbach, Dr. Gauch, — vom 28. Juni
bis 3. Juli auf Island, um Studien zur islán-
dischen Bauemkultur zu machen und durch
eigene Vortráge uber die neue Bauempolitik
in Deutsehland gegenseitiges Verstándnis zu
wecken. Die islándischen Stellen zeigten der
deutschen Abordnung jedes Entgegenkom-
men und liehen ihr jegliche Unterstútzung,
um in der knapp bemessenen Zeit einen mög-
lichst geschlossenen Eindmck von dem Land
und vor allem von der Geschichte, Lage und
Entwicklungsmöglichkeit des islándischen
Bauemtums zu bekommen. In einer Unter-
redung mit islándisehen Zeitungsleuten kurz
vor der Abfahrt von Island drehten sich Fra-
ge und Antwort hauptsáchlich um drei Dinge
des wirtschaftlichen islándischen Interesses:
die Gtite des islandischen Bodens, die Mög-
lichkeit zur Ztichtung neuer klimafester Ge-
treide-, Gras- und Hackfruchtsorten — und
den Absatz islándischer Pferde nach Deutsch-
land. Die deutschen Vertreter fanden Worte
herzlichen Dankes f tir die Aufnahme in Island
und gaben der Hoffnung Ausdruck, die unge-
ahnte Ftille wichtiger und lehrreicher Ein-
drticke fur die weitere Vertiefung der deutsch-
islandischen Beziehungen gerade auf dem Ge-
biete des Bauerntums verwerten zu können.
Wir begrtiBen es sehr, daB hier von einer
hohen deutschen Stelle aus Verbindung auf-
genommen worden ist mit dem islándischen
Lebenskreis, dessen einzigartige Geschichte
und Eigenart durch tausend Jahre hindurch
wie bei keinem anderen europáischen Volke
Gmndlage des wirtschaftlichen und ebenso
fruchtbaren wie eigenttimlichen geistigen Le-
bens gewesen ist — und trotz aller neuzeit-
lichen Strukturwandlungen bleiben wird.
Der deutsche Kreuzer „Leipzig“ be-
suchte Reykjavik vom 26.—29. Juli. Ein
Empfang der Offiziere durch die islándische
Regierung, ein Gegenempfang an Bord und
8 Islaml
113